Dass Karies einem Pilzbefall in der Mundhöhle Vorschub leistet, diese Beobachtung wurde schon in den 90iger Jahren dokumentiert. Eine Arbeitsgruppe „Mikrobielle Kommunikation“ am Helmholtz-Zentrum in München fand nun weitere Hinweise darauf, wie das gefährliche Zusammenspiel von Hefepilz Candidaa albicans und dem Bakterium Streptococcus mutans zur Entstehung von Karies beiträgt.
Sowohl der Pilz als auch das Bakterium kommen in jedem menschlichen Organismus, häufig auch in der Mundhöhle vor. Ob sie Schaden anrichten, ist vor allem von der jeweils auftretenden Menge abhängig. Im Gegensatz zu früheren Annahmen ist Streptococcus mutans jedoch keinesfalls der alleinige Auslöser für Karies. Allerdings fördert das Bakterium eine Art klebriger Plaque, die ihm auf den Zahnoberflächen Halt bietet. Einer der Bestandteile dieses Belages ist Candidaa albicans.
Der Pilz wiederum sendet Signalmoleküle aus, die bei reichlichem Bakterienvorkommen in der Umgebung von diesen aufgenommen werden und bestimmte genetische Antworten auslösen. Dazu gehört die Bildung eines natürlichen Antibiotikums, das alle Bakterien außer Streptococcus mutans angreift. Damit hat Streptococcus mutans freie Bahn, sich ungehindert in seinem "Biotop" auszubreiten.
Auch besteht der Verdacht, dass das Vorhandensein des Hefepilzes das Bakterium genetisch verändert. Es wird dann zunehmend resistent gegen Antibiotika aller Art. Auch die Bildung der Klebesubstanz, die die Bakterien am Zahn anhaften lassen, geht zurück. Ob dies direkte Folgen auf die Entstehung von Karies hat, ist noch offen und Gegenstand künftiger Untersuchungen. Erst wenn die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Auslösern für Karies erforscht sind, lassen sich eventuell neue, vorbeugende Behandlungswege finden.
Candidaa albicans tritt oft auch auf der Haut oder Schleimhaut von völlig gesunden Personen auf. Der Hefepilz kann jedoch Soor oder Candidose hervorrufen, erkennbar an einer Entzündung in der Mundhöhle und weißlichen bis gelblichen Belägen auf den Schleimhäuten. Auslöser für seine krankhafte Verbreitung sind oft eine geschwächte körpereigene Immunabwehr, eine Schwangerschaft oder eine vorhergegangene Gabe von Antibiotika oder anderen Medikamenten. Auch Diabetes Mellitus erhöht die Anfälligkeit. Weil Candidaa albicans bereits bei Kleinstkindern auftreten kann, ist bei einer pilzbedingten Erkrankung eine gründliche Therapie angeraten. Im Übrigen ist es zur Vorbeugung von Karies weiterhin ratsam, den Zuckerkonsum in Grenzen zu halten und gründliche Mundhygiene zu betreiben.
aktualisiert am 14.10.2014