Kaugummikauen ist gesund! Das wussten anscheinend schon unsere Vorfahren aus dem Mesolithikum, ganze 4000-5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Unglaublich aber wahr: Bei archäologischen Grabungen in Finnland wurde ein Stück Birkenharz gefunden und als ca. 5000 Jahre altes Kaugummi identifiziert. Das unscheinbare, an einen Kieselstein erinnernde Äußere dieses seltsamen Fundes täuscht - Professor Trevor Brown von der University of Derby weist auf die Zahnspuren hin, die das Ausgrabungsobjekt so interessant machen. Die Geschichte des Kaugummis muss neu geschrieben werden.
Einmal etwas Bedeutendes zu finden ist wohl der Traum jedes Archäologiestudenten, der an einer Grabung teilnimmt. Dann hat sich alle Mühe, alles sorgfältige Kartografieren, das lästige Sandsieben und das stundenlange Abpinseln von Staub gelohnt. Wahr geworden ist dieser Traum nun für Sarah Pickin, Studentin an der University of Derby.
Warum die Menschen der mesolithischen Periode (ca. 4.000-5.000 v. Chr.) Kaugummis nutzten und wie sie auf die Idee kamen, auf Birkenharz herumzukauen, ist noch ungeklärt. Diese Fragen wird niemand mit Sicherheit beantworten können, aber Vermutungen liegen bereits vor. Da im Birkenharz antiseptische Bestandteile, sogenannte Phenole, enthalten sind, könnte es gekaut worden sein, um Zahlfleischerkrankungen zu behandeln - eine frühe Form von
Zahnpflege also. Durch das Kauen von Birkenharz wurden Bakterien abgetötet und so Entzündungen behandelt, die zu Schmerzen und Zahnverlust führen können. Ein wichtiger Aspekt in einer mesolithischen Gesellschaft, in der Zähne lebenswichtig waren, um harte, zähe und rohe Nahrung zu zerkleinern. Auch Tierhäute wurden so lange gekaut, bis sie geschmeidig und fertig für die weitere Verarbeitung waren.
Die heutigen Nutzer von Kaugummi sehen andere Vorteile in der mal frischen, mal fruchtigen Masse. Neben dem Geschmack, dem lässigen Effekt und dem Wunsch nach frischem Atem ist der gesundheitliche Nutzen aber weiterhin vorhanden - zumindest bei Sorten ohne Zucker. Heutiges zuckerfreies Kaugummi, so ein Sprecher der British Dental Association, empfiehlt sich vor allem nach Mahlzeiten. Der Speichelfluss werde stimuliert und mit der gesteigerten Speichelmenge die Ablagerungen und Essensreste weggespült. Vernünftiges Kaugummikauen bietet so Schutz vor
Karies .
Ob das unsere jahrtausendealten Vorfahren schon wussten? Wohl kaum. Das durchgekaute Birkenharz wurde vermutlich auch zum Kleben zerbrochener Töpfe benutzt. Dadurch fanden die Menschen vielleicht zufällig heraus, dass die Zubereitung eines Werkstoffes schmerzlindernde Nebenwirkungen haben kann.