Er untersucht, nimmt Abdrücke, bohrt. Genau wie jeder andere
Zahnarzt auch. Doch etwas ist anders an Vladimir Lencovski aus Jerusalem. Mit seinen 97 Jahren ist er der wohl älteste praktizierende Mediziner der Welt. Und der denkt nicht im Entferntesten ans Aufhören. Gegenüber der Jerusalem Post sagte er kürzlich: Ich mache meine Arbeit sehr gerne. Warum soll ich dann zu Hause bleiben und mich langweilen?
Klar, warum sollte er? Während der Rest seiner Generation seit Jahrzenten schon den Ruhestand genießt, versorgt Lencovski in einer kleinen Klinik im Zentrum von Jerusalem seine Patienten. Und das nicht nur sporadisch oder vertretungsweise, sondern an vier Tagen in der Woche für vier Stunden. Einen soliden Halbtagsjob leistet der gebürtige Rumäne da ab.Zur Arbeit kommt er zu Fuß. Er hat zwar auch einen Führerschein, doch nach zwei Herzinfarkten und einer Krebserkrankung will er nun auf seine Gesundheit achten. Dazu gehören neben strenger Ernährung mit viel Obst und Gemüse eben auch die tägliche Bewegung und somit der Verzicht aufs Auto.
Und ans Aufhören hat er nie gedacht? Doch! Darüber nachgedacht hat er schon, das gibt Vladimir Lencovski zu. Aber warum soll ich nicht arbeiten, solange ich gesund bin? Seine Arbeit macht ihm -auch nach so vielen Jahren- noch immer Spaß und schon der Gedanke, den ganzen Tag zu Hause verbringen zu müssen, macht ihn verrückt. Meine Hände zittern nicht und meine Beine funktionieren auch gut - warum soll ich also nicht arbeiten?
Nicht immer war sein Leben so erfüllend. Nach einer vom ersten Weltkrieg geprägten, harten Kindheit und dem Überlebenskampf während des Holocaust in einem Arbeitslager in der Ukraine, begann seine Karriere als Zahnarzt. Zunächst arbeitete unter kommunistischem Regime in Rumänien. Als man ihm 1963 ein Ausreisevisum besorgte, konnte er das Land verlassen und so wanderte er nach Israel aus.
In Jerusalem ist er mittlerweile seit etwa 40 Jahren als Zahnarzt tätig und zum Ruhestand kann er sich einfach noch nicht durchringen. Wenn es nach ihm ginge, könne es noch lange so weitergehen. Mindestens aber bis zu seinem 100. Geburtstag!