Implantate gelten als ideale Lösung, um fehlende Zähne zu ersetzen. Sie bieten die Möglichkeit, ein lückenhaftes Gebiss dauerhaft wieder vervollständigen zu können. Dennoch haben viele Menschen nur eine vage Vorstellung davon, wie ein Zahnimplantat aufgebaut ist. Zahnärztin Dr. Elisa Krafft ist Spezialist für Implantologie in Leipzig. Sie leitet die Praxis für Oralchirurgie Leipzig Lindenau und verfügt über viele Jahre Erfahrung beim Einsetzen von Zahnimplantaten.
Wie kann man sich ein Zahnimplantat vorstellen?
Dr. Krafft: Ein Zahnimplantat ist ein wichtiges Teilstück eines Zahnersatzes, es ersetzt die Zahnwurzel, wenn ein Zahn verloren gegangen ist. Das Implantat wird an der Stelle des fehlenden Zahnes fest im Kieferknochen verankert. Es bildet eine stabile Grundlage für eine künstliche Zahnkrone. Auf das Implantat können aber auch andere, umfangreichere Strukturen eines künstlichen Gebisses aufgesetzt werden. Hier gibt es viele Möglichkeiten, die im individuellen Fall zum Einsatz kommen können.
Wozu ist ein Implantat notwendig und welche Funktion hat es?
Dr. Krafft: Das Implantat übernimmt die Funktion einer Zahnwurzel. Oft ermöglicht ein Implantat es überhaupt erst, einen Zahnersatz fest einzubringen. Zahnimplantate mit dem richtigen Überbau verbessern das Kauen und sorgen für ein intaktes Aussehen der Zahnreihe. Sie werden nicht als störend empfunden und sind äußerlich unauffällig.
Implantate sind aber nicht nur dafür gut, wieder richtig kauen zu können. Wenn Zähne nicht mehr vorhanden sind, hat der Kieferknochen die Tendenz, sich zurückzuentwickeln. Weil eine regelmäßige Belastung durch das Kauen fehlt, bekommt das Knochengewebe keinen Impuls mehr, sich zu verstärken. Der Knochen baut sich allmählich ab. Ein Verlust der Knochensubstanz des Kiefers kann also mit einem Implantat vermieden werden, weil dann der wiederholte Druck durch das Kauen vorhanden ist.
Wie ist ein Implantat aufgebaut und woraus besteht es?
Dr. Krafft: Ein Implantat sieht meist wie eine Schraube aus, die in den Kieferknochen gesetzt wird. Es gibt aber auch andere, spezielle Formen. Implantate sind aus einem widerstandsfähigen Material hergestellt, entweder aus dem Metall Titan oder aus Keramik. Beide Materialien sind biokompatibel und verträglich, sie lösen keine Allergien aus. Allergien treten nur dann auf, wenn etwa neben Titan auch geringe Anteile von Nickel oder Zinn vorhanden sind. Daher ist es besonders wichtig, auf zertifizierte, hochwertige, nicht verunreinigte Implantate zu achten. Keramik hat übrigens einen Vorteil gegenüber Titan: Die Farbe entspricht weitgehend der natürlichen Zahnfarbe und schimmert nicht durch das Material einer künstlichen Zahnkrone. Ansonsten ermöglichen beide Materialien einen stabilen Unterbau für den Zahnersatz. Damit dieser angebracht werden kann, hat das Implantat an seinem herausstehenden Ende ein speziell geformtes Verbindungsstück, ein sogenanntes Abutment.
Wie läuft das Einsetzen eines Implantats ab?
Dr. Krafft: Erst einmal muss in einer eingehenden Untersuchung festgestellt werden, ob ein Implantat im jeweiligen Fall in Frage kommt. In den Voruntersuchungen wird dann auch geplant, welches Material eingesetzt wird und wie die genaue Vorgehensweise ist. Für die Implantation selbst reicht meist eine örtliche Betäubung aus. Sobald die Betäubung wirkt, wird an der richtigen Stelle eine Vertiefung in den Kieferknochen gebohrt, in die das Implantat dann eingedreht wird.
Was passiert nach dem Eingriff mit dem Implantat?
Dr. Krafft: Im Laufe der Zeit wächst das Knochengewebe um das Implantat herum und sorgt für ein stabiles Einheilen. Auf den Implantataufbau, der aus dem Gewebe herausragt, wird später die Krone aufgesetzt. Alternativ können auf dem Implantat andere Möglichkeiten des Zahnersatzes wie eine Brücke oder eine Prothese befestigt werden. In der Zwischenzeit dient eine provisorische Versorgung auf dem Implantat dazu, die Zahnlücke zu füllen. Nach drei bis sechs Monaten ist das Implantat schließlich so fest im Knochen verheilt, dass die endgültige Versorgung angebracht werden kann.
Wie sind die Erfolgsaussichten, dass ein Zahnimplantat richtig einheilt, stabil im Kiefer sitzt und ein gutes Kauen ermöglicht?
Dr. Krafft: Bei fachgerechter Implantation sind die Erfolgsaussichten sehr gut. In Studien zeigt sich eine Erfolgsquote von etwa 94 Prozent. Mit den richtigen Voraussetzungen sitzen fast alle Implantate stabil. Von großer Wichtigkeit ist dabei die Erfahrung des Zahnarztes im Setzen von Zahnimplantaten.
Gibt es auch Fälle, in denen kein Implantat gesetzt werden kann?
Dr. Krafft: Im Prinzip ist es möglich, jeden fehlenden Zahn durch ein Implantat zu ersetzen. Wenn der Knochen in diesem Bereich des Kiefers jedoch nicht dick und hoch genug ist, kann das Implantat nicht eingesetzt werden. Dann sind aufwendige weitere Maßnahmen zum Knochenaufbau notwendig. Erkrankungen der Zähne oder der Mundhöhle müssen ebenfalls zuerst richtig behandelt werden, bevor ein Implantat eingesetzt wird.
Gegen die Einsetzung eines Implantats sprechen auch allgemeine Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Osteoporose, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutgerinnungsstörungen oder ein geschwächtes Immunsystem. Werden bestimmte Medikamente eingenommen, zum Beispiel solche, die das Immunsystem schwächen, kann eine Implantation nicht durchgeführt werden. Meist kann letztendlich trotz Gegenanzeigen dennoch ein Implantat eingesetzt werden.
Was gilt es nach der Implantation zu beachten?
Dr. Krafft: Besonders wichtig ist es, in der Einheilungszeit auf das Rauchen zu verzichten. Rauchen stört das Einheilen erheblich und führt oft dazu, dass das Implantat sich löst. Eine eingehende Mundhygiene ist nicht nur für die natürlichen Zähne, sondern auch für den festen Zahnersatz von wesentlicher Bedeutung. Außerdem muss der Sitz des Implantats jedes halbe Jahr bei einem Termin zahnärztlich überprüft werden.
Frau Dr. Krafft, wir bedanken uns für das aufschlussreiche Interview!
Letzte Aktualisierung am 22.06.2021.