Was ist Kraniosakraltherapie?
Die Kraniosakraltherapie gehört zu den alternativen Heilmethoden und ist ein manuelles (d.h. mit der Hand durchgeführtes) Verfahren zur Linderung körperlicher und seelischer Krankheiten.
Der Begriff „Kraniosakral“ leitet sich von den beiden lateinischen Wörtern „Cranium“ (Schädel) und „Os sacrum“ (Kreuzbein) ab. Es bezeichnet somit die Eckpunkte des kraniosakralen Systems, welches sich aus der Wirbelsäule, dem Kreuzbein, den Schädelknochen, den Hirnhäuten und dem Gehirn- und Rückenmarkswasser (Liquor) als funktionelles System zusammensetzt.
Bei der Kraniosakraltherapie versucht der Therapeut Blockaden und Verspannungen vorwiegend am Kopf und am Kreuzbein zu ertasten und diese durch bestimmte Techniken zu lösen.
Die Kraniosakraltherapie ist ein von der Osteopathie abgeleitetes Verfahren und wurde 1930 von dem amerikanischen Osteopathen Sutherland (1873-1954) postuliert. 1983 hat Upledger dieses Verfahren weiter verfeinert und ein Konzept aus 10 Einzelschritten kombiniert mit einer Psychotherapie entworfen.
Einen Aufschwung erfuhr die Kraniosakraltherapie von etwa 20 Jahren, als eine große Menge von Masseuren, Physiotherapeuten und Heilpraktiker sich darin versuchten.
Bei welchen Krankheiten ist Kraniosakraltherapie sinnvoll?
Man kann die Kraniosakraltherapie in zwei Bereiche einteilen:
Bei der „
strukturellen Behandlung“ werden Krankheiten an den Knochen, den Gelenken und den Wirbelkörpern behandelt. Sie kommt also bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelverspannungen durch Arthrosen,
Kieferfehlstellungen usw. zum Einsatz.
Ein zweiter Bereich ist die „
emotionale Entspannung“. Man glaubt, dass auch seelische Belastungen oder Traumata Verspannungen (z.B. an den Hirnhäuten) verursachen. Durch die Entspannung der entsprechenden Bereiche, sollen die seelischen Probleme gelöst werden. Auf Grundlage dieser Theorie werden auch Lernprobleme, Migräne, Stress u.a. Krankheiten mit einer kraniosakralen Therapie behandelt.
Wie wirkt Kraniosakraltherapie?
In der Kraniosakraltherapie geht man davon aus, dass das Gehirnwasser (Liquor) einen eigenen Puls hat, den kraniosakralen Puls. Dieser soll je nach Theorie zwischen 6-14 Mal pro Minute eine Welle vom Schädel bis zum Becken senden und eine Art „Energiefluss“ der Körpers darstellen. Die Kraniosakraltherapeuten glauben, dass er die Ordnung und die Beweglichkeit des Schädelskeletts anzeigt und einen großen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden ausübt.
Man glaubt außerdem, dass die Schädelnähte, die die einzelnen Schädelknochen miteinander verbinden, nicht fest zusammengewachsen sind, sondern sich leicht gegeneinander verschieben lassen. Diese Beweglichkeit nutzen die Kraniosakraltherapeuten aus und versuchen den kraniosakralen Puls am Schädel oder auch am Kreuzbein zu ertasten.
Haben Sie ihn gefunden, untersuchen sie ihn auf Unregelmäßigkeiten, die den Fluss des Pulses stören. Diese entstehen der Theorie nach durch Verspannungen der Muskeln, des Bindegewebes oder der Hirnhäute selbst.
Hat der Therapeut den Ursprung der störenden Einflüsse lokalisiert, versucht er durch leichten Druck, Massage oder andere Techniken diese Verspannungen zu lösen.
Kann sich der Patient wieder besser entspannen, bessern sich häufig auch die Symptome wie Kopf- und Rückenschmerzen.
Gibt es wissenschaftliche Beweise?
Bisher gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege, dass eine Kraniosakraltherapie wirkt. Es gibt zwar Druckschwankungen im Gehirnwasser, diese werden aber eher durch Atmung und Herzschlag verursacht und bilden auch keine „Pulswelle“, von der ja ausgegangen wird. Da die wissenschaftlichen Belege fehlen, wird die Kraniosakraltherapie auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
Prinzipiell sollte man sich nur nach Absprache mit dem Arzt einer Kraniosakraltherapie unterziehen und auch nur zu einem erfahrenen Therapeuten gehen. Zwar sind die Risiken gering, da es sich um ein nicht-invasives (also nicht-verletzendes) Verfahren handelt, dennoch können durch zu starke oder falsche Kräfte auch Schäden am Rücken und Kopf entstehen. Gerade Säuglinge können durch ihren weichen und verschieblichen Schädel Verletzungen am Gehirn davontragen.Wird die Therapie aber sachgerecht durchgeführt, ist sie quasi nebenwirkungsfrei und kann zu einem entspannten Wohlbefinden beitragen.
Wie wird die Therapie durchgeführt?
Während der Therapie liegt der Patient im Normalfall bequem auf Rücken oder Bauch.
Der Therapeut fängt damit an, am Schädel den kraniosakralen Puls zu spüren. Dafür ist eine ruhige Atmosphäre sehr wichtig. Der Therapeut muss viel Geduld und Einfühlungsvermögen aufbringen. Hat er ihn ertastet, muss er die Quellen für die Störung ausfindig machen. Er tastet vom Schädel weiter über die Wirbelsäule herab zum Kreuzbein und Becken. Ertastet er auf diesem Weg eine Störquelle, sprich Verspannung oder Blockade, übt er leichten Druck auf diese Stelle aus oder massiert sie. Dies macht er so lange, bis sich die Verspannung an der Stelle gelöst hat und er den Puls wieder gleichmäßiger fließen spürt.
Da diese ganze Prozedur im Normalfall nicht schmerzhaft, sondern im Gegenteil eher sehr angenehm ist, schlafen die Patienten oft dabei ein. Ein weiteres Zeichen für die vollkommene Entspannung. Eine Sitzung dauert im Durchschnitt ca. eine Stunde. Es wird geraten, im wöchentlichen Abstand 2-20 Sitzungen zu machen.
Hilft sie auch bei zahnmedizinischen Problemen?
Probleme an den Zähnen oder am Kiefergelenk führen oft zu Verspannungen am Kopf und am Rücken, da das Kiefergelenk durch Muskeln und Bänder mit dem Schädel verbunden ist. Verspannen sich Muskeln am Kiefer (z.b. aufgrund einer Kieferfehlstellung oder einer Kiefergelenksarthrose) übertragen sie den Druck auf den Schädel und auf die benachbarten Gewebe. Nicht nur Kopfschmerzen können eine Folge von Kiefergelenksproblemen sein, auch ein Beckenschiefstand, Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule), eine Beinlängendifferenz oder Rückenschmerzen können aus Kiefergelenksdysfunktionen resultieren.
Da die Kieferknochen und -gelenke mit ihren Muskeln und Bändern auch zum kraniosakralen System gehören, sind sie dem Kraniosakraltherapeuten natürlich auch zugänglich und er kann versuchen, Blockaden dort zu lösen.
Dies ist der Grund, weshalb immer öfters Patienten mit chronischen Kopf- oder Rückenschmerzen von ihrem
Zahnarzt zur Kraniosakraltherapie geschickt werden.