Was versteht man unter dem Begriff Lingualtechnik?
Lingualtechnik (von lateinisch lingua = Zunge) ist eine Möglichkeit, eine feste Zahnspange an der Innenseite der Zahnreihe anzubringen, so dass sie äußerlich nicht ohne weiteres sichtbar ist.
In welchen Fällen ist der Einsatz der Lingualtechnik möglich?
Die Lingualtechnik kann bei fast allen Fällen von
Zahnfehlstellungen angewendet werden.
Wer hat die Lingualtechnik erfunden und wie ist die Funktionsweise?
Begründer der Methode ist der Amerikaner Craven Kurz, der in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Erster probierte, eine Zahnklammer innen statt außen zu befestigen.
Wie bei der außenseitigen Multibandtechnik (feste Zahnspange) werden bei der Lingualtechnik zunächst anhand eines Abdruckes der Zähne die Korrekturbewegungen geplant und daraufhin so genannte Brackets (Halterungen) auf die Zahnoberfläche innen aufgeklebt. Die Brackets haben für die Lingualtechnik inzwischen meist eine an die Verhältnisse an der Innenseite angepasste spezielle, abgeflachte Form. An den Brackets werden in bestimmter Art Spanndrähte befestigt, die im Laufe der Zeit die Zähne in eine günstigere Position ziehen. Die Spanndrähte werden vom Zahnarzt zwischenzeitlich immer wieder nachgezogen.
Gibt es technische Erweiterungen der Lingualtechnik?
Moderne Computerverfahren optimieren die Behandlung und erweitern die Möglichkeiten der Lingualtechnik.
Können die Brackets nach der Behandlung entfernt werden?
Die Zahnklammer, beziehungsweise die Brackets können in der Regel problemlos wieder entfernt werden, sobald sich die erwünschte Korrektur eingestellt hat.
Was sind die Vorteile der Lingualtechnik?
Vorteil der Lingualtechnik ist, dass die Zahnspange nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, was einen ästhetischen Gewinn gegenüber der herkömmlichen Technik darstellt. Das natürliche Lächeln des Patienten wird nicht durch Metallkonstruktionen, Brackets oder Drähte verfälscht. Daher wird die Lingualtechnik häufig z.B. bei berufstätigen Menschen im Rahmen der Erwachsenenbehandlung angewendet, für die sich durch eine herkömmliche
feste Zahnspange Probleme ergeben, da diese von Kunden oder Kollegen oft als unästhetisch empfunden wird.
Der Patient kann den Fortschritt der Behandlung besser verfolgen zu können, da die Brackets an der Innenseite der Zahnreihe angebracht sind und die Zähne dadurch nicht verdeckt sind.
Gibt es Fälle in denen die Lingualtechnik der Multibandtechnik vorgezogen werden kann?
Bei verschiedenen Arten der Zahnfehlstellung ist die Lingualtechnik sogar der äußeren Methode überlegen, beispielsweise bei Kreuz- oder Tiefbissen. Im Übrigen ist die Innenseite der Zähne etwas widerstandsfähiger gegen
Karies und Substanzverlust als die Außenseite, was damit zusammenhängt, dass dort mehr Speichel vorhanden ist, der die Zähne schont und beim Aufbau unterstützend wirkt.
Wo liegen die Nachteile der Lingualtechnik?
Nachteile der Lingualtechnik können darin bestehen, dass die innenseitige Zahnklammer zunächst sehr irritierend wirkt und beim Sprechen und Kauen stört. Die Zeitspanne, bis sich der Patient an die neue Zahnspange gewöhnt hat, ist bei der Lingualtechnik meist länger als bei der Multibandtechnik. Das Aufkleben der Brackets gestaltet sich für den
Zahnarzt beziehungsweise
Kieferorthopäden zudem oft schwieriger. Es gibt allerdings nur sehr wenige Sachverhalte, die gegen das Anbringen einer Zahnspange mit Lingualtechnik sprechen, z.B. wenn die Zähne nicht mehr ausreichend stabil sind oder der Patient nicht in der Lage ist, eine gute Mundhygiene durchzuführen.
Bei welchen Patienten kann man eine Zahnfehlstellung mit Hilfe der Lingualtechnik korrigieren?
Das Lebensalter des Patienten spielt für die Lingualtechnik keine Rolle, solange die Zähne und die Verankerung unversehrt sind. Die Lingualtechnik ist somit als eine sinnvolle Behandlungsalternative zur Korrektur der meisten Zahnfehlstellungen anzusehen.
Was ist aus hygienischer Sicht besonders zu beachten?
Eine regelmäßige, gründliche Zahnhygiene ist auch bei einer Zahnspange in Lingualtechnik notwendig, damit es nicht zu Karies und anderen Zahnkrankheiten (z.B.
Parodontitis) kommt.
Fazit
Berufstätige Menschen (vor allem Erwachsene) profitieren von dieser unsichtbaren Methode. Das Lächeln wird nicht durch den Anblick der Brackets gestört. Es ist eine unauffällige Behandlungsmethode, die vor allem bei berufstätigen Erwachsenen angewendet wird. Die Fortschritte an der Zahnreihe sind eher zu sehen, da die Zähne durch die Brackets nicht verdeckt sind.