Aphthen (griechisch für Schwämmchen) sind kleine, entzündete Bereiche im Mund, die für den Betroffenen äußerst schmerzhaft sind.
Sie treten hauptsächlich an der Wangenschleimhaut auf, können aber auch die Zunge, den Gaumen, das Zahnfleisch und in seltenen Fällen den Genitalbereich befallen.
Aphthen haben ein typisches Aussehen, das die Diagnose relativ einfach macht: kleine, gelb-weißliche Stippen oder Bläschen auf hochrotem Untergrund, der sich ringförmig um die weiße Mitte zieht. Ihre Größe schwankt von 1 mm bis zu 30 mm. Solche großen Aphthen werden dann als Majoraphthose (major: lateinisch für groß) bezeichnet.
Zum ersten Mal erkranken meistens schon Kinder an den äußerst schmerzhaften Aphthen. Oftmals treten Aphthen allerdings immer wiederkehrend auf, so dass man in diesem Fall von einer chronisch rezidivierenden Aphthose sprechen kann. Eine familiäre Häufung ist beschrieben.
In den häufigsten Fällen treten Aphthen vereinzelt auf, diese nennt man dann „Habituelle benigne Aphthen“. Treten sie in großer Anzahl im ganzen Mund auf, handelt es sich nicht mehr um eine typische Aphte, sondern um eine „Stomatitis aphhtosa“, eine Mundschleimhautentzündung mit der Bildung von sehr vielen Aphthen, die von Herpes-Viren hervorgerufen wird und oft mit hohem Fieber einhergeht.
Bis heute ist nicht geklärt, welche Ursachen zu der Aphthenbildung führen können.
Man geht davon aus, dass Faktoren, die sich im allgemeinen schlecht auf den Körper auswirken, wie z.B. Stress, Depressionen, Schlafmangel, Überarbeitung, Krankheiten, schlechte Immunlage (z.B. nach einer Grippe), Krankenhausaufenthalte, möglicherweise auch Darmpilze etc., die Bildung von Aphthen begünstigen können.
Mechanische Belastungen im Mund selbst, wie sie durch Zahnspangen oder spitze Zähne entstehen, führen zu kleinen Verletzungen der Mundschleimhaut. Diese wunden Stellen sind dann prädestiniert zum Ausbilden einer Aphte.
Über die ursächlichen Auslöser aber, gibt es bisher nur Spekulationen:
Es ist vorstellbar, dass Aphthen durch eine Autoimmunreaktion entstehen. Autoimmmunreaktionen entstehen immer dann, wenn die Abwehrzellen des Körpers sich nicht nur gegen feindliche Bakterien usw. richten sondern gegen körpereigene Strukturen, wie z.B. Schleimhautzellen. In diesem Fall entstehen kleine wunde Flächen auf der Mundschleimhaut und es kann zu Aphthenbildung kommen. Für diese Theorie spricht, dass es bei manchen Autoimmunkrankheiten (wie Allergien, Morbus Behcet, Morbus Crohn, s.u.) vermehrt zur Aphthenbildung kommt.
Allergien sind auch Autoimmunreaktionen. Es ist beobachtet worden, dass bei Patienten, die unter Nahrungsmittelallergien (besonders gegen Zitrusfrüchte oder glutenhaltige Lebensmittel) leiden, gehäuft Aphthen auftreten.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Viren, insbesondere Herpesviren, Aphthen hervorrufen können. Ein ähnliches Krankheitsbild, die Stomatits aphthosa, wird durch das Herpes simplex – Virus ausgelöst. Außerdem gibt es bei Tieren ähnlich aussehende Krankheiten, wie z.B. die Maul- und Klauenseuche, die auch von Viren ausgelöst werden. Diese Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass auch die menschliche Aphte ein Symptom einer Virusinfektion ist. Welches Virus es aber genau ist, weiß man noch nicht.
Wunde Stellen entstehen immer dann besonders gut, wenn die Durchblutung an der Stelle schlecht ist und somit keine neuen Zellen zur Wundheilung „angeliefert“ werden. Demnach könnte es sein, dass an den Stellen, wo die Aphte sitzt, die Durchblutung einfach gedrosselt ist. Der Blutzustrom wird durch kleine Nerven geregelt. Wenn die Nerven also den Blutstrom an der Mundschleimhaut nicht richtig regulieren, sind möglicherweise kleine Teile zu wenig durchblutet und eine Aphte kann besonders leicht entstehen.
Mangelzustände an Nährstoffen können eine Vielzahl von Krankheiten auslösen. Bei der Aphtenbildung wird beispielsweise ein Vitamin B12-Mangel, ein Folsäuremangel (Vitamin B12 und Folsäure braucht man zur Zellteilung) oder ein Eisenmangel diskutiert.
Gewisse Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln, Zahnpasten oder Medikamenten scheinen Aphthen zu begünstigen oder sogar auszulösen: In vielen Zahnpasten sind die Inhaltsstoffe Natriumlaurylsulfat (SLS), Natriumdodecylpolyoxoethylensulfat (SLES) oder Triclosan enthalten, die im Verdacht stehen, Aphthen zu verursachen. Ähnlich sieht es bei manchen Farbstoffen in Nahrungsmittel oder Inhaltsstoffen von Medikamenten aus.
Eine Unterform der rheumatoiden Arthritis ist der Morbus Behcet. Dieser zeichnet sich u.a. durch das Vorkommen von Aphthen im Mund und im Genitalbereich aus. Zusätzliche Symptome sind: Regenbogenhautentzündung (Iritis), Erythema nodosum (das sind derbe, druckschmerzhafte, rote Knoten die vor allem an den Unterschenkel auftreten) und Gelenkschmerzen (Arthralgie).
Auch bei der Darmerkrankung Morbus Crohn, bei der es durch tiefe Entzündungen der Darmwand immer wieder zu Bauchschmerzen und Durchfällen kommt, können vermehrt Aphthen auftreten.
Aphthen kommen plötzlich. Den Betroffenen fallen meist zuerst die äußerst starken Schmerzen auf, die das Essen und Schlucken, zum Teil auch das Sprechen sehr beeinträchtigen. Zusätzlich können Aphthen jucken und brennen.
Beim Blick in den Spiegel lassen sich die Aphthen durch ihr typisches Aussehen schnell als Aphthen identifizieren: eine linsenkern-große (meist 1 bis 5 mm) kleine, weiße oder gelbliche Stelle oder Bläschen, umgeben von einem stark geröteten Hof.
Normalerweise treten Aphthen vereinzelt auf, manchmal sind auch zwei bis drei gleichzeitig vorhanden. Bei einem stärkeren Befall muss man an eine Stomatitis aphthosa denken.
Typischerweise verschwinden die Aphthen von allein nach 7 bis 14 Tagen.
Durch das typische Aussehen und die typischen Symptome kann der Arzt normalerweise die Diagnose durch Blick in den Mund stellen. Wenn die Aphthen sehr häufig wiederkehren (chronisch rezidivierend) oder mehrere gleichzeitig auftreten und es keinen nahe liegenden Grund gibt, wie eine gerade durchgemacht Grippe, ist es sinnvoll weitere Diagnostik einzuleiten.
Eine Blutuntersuchung kann über den Immunstatus des Patienten Aufschluss geben, der Zahnarzt kann mögliche Fehlstellungen der Zähne mit spitzen Ecken oder eine schlecht sitzende Zahnspange erkennen und behandeln.Bleibt eine Aphthe länger als zwei Wochen bestehen, sollte eine Gewebeprobe entnommen werden um mögliche andere Ursachen auszuschließen.
Einfache Verletzungen der Mundschleimhaut können manchmal das Bild einer Aphthe annehmen.
Die Stomatits ahpthosa zeichnet sich die enorm hohe Anzahl an Aphthen im Mund aus. Sie wird durch Herpes-Viren verursacht und sollte behandelt werden.
Vor allem bei Kindern können auch Windpocken (Varizellen), die auch die Mundschleimhaut befallen, ein ähnliches Bild hervorrufen. Der Ausschlag befindet sich dann allerdings auch meist auf dem Rest der Körpers, so dass die Unterscheidung dann nicht schwierig ist. Es gibt aber auch atypische Verläufe, die durch eine Blutuntersuchung erkannt werden können.
Auch ein Erythema exudativum multiforme (ein generalisierter Ausschlag), der mit Fieber und starkem Krankheitsgefühl einhergeht, kann Aphthen-ähnliche Läsionen an der Mundschleimhaut verursachen.
Zu guter Letzt muss gerade bei einem verstärkten Auftreten von Aphthen auch immer an eine auslösende Grundkrankheit gedacht werden, wie der Morbus Behcet oder Morbus Crohn. Oft reicht ein Arztgespräch aus, um zu klären, ob weitere Symptome oder Hinweise für eine der Krankheiten gegeben ist (z.B. Gelenkschmerzen bei Morbus Behcet oder Durchfälle bei Morbus Crohn).
Ob mit oder ohne Therapie: Aphthen verschwinden nach ein bis zwei Wochen von allein.
Bisher ist es nicht gelungen, ein wirksames Medikament gegen alle Aphthen zu finden. In sehr schweren Fällen, kann eine Kortisonsalbe helfen, die Entzündung abzuschwächen. Sind die Aphthen durch Viren ausgelöst, können Virostatika eingesetzt. Da man aber im Normalfall die Ursache nicht kennt, sollte solch eine Behandlung vorher genau überlegt werden.Einzig der Zahnarzt kann durch eine Lasertherapie eine Aphthe entfernen.
Trotzdem kann man versuchen, die Symptome, also den Schmerz und die umgebende Entzündung zu mindern. Zur Schmerzlinderung eignen sich besonders gut Salben oder Sprays, die auf der Wunde haften. Der Apotheker hat eine breite Palette an möglichen Produkten und kann auch beratend zur Seite stehen, welches Medikament sich für den Einzelfall empfiehlt. Durch diese Salben können zwar die Schmerzen etwas unterdrückt werden, es kommt aber nicht zu einer schnelleren Abheilung der Aphthe.
Viele Betroffene schwören auf Propolis (eine Substanz, die Bienen von den Knospen der Laubbäume sammeln, um damit ihre Waben zu verfestigen). Propolis scheint länger an der Aphthe zu haften und hat bei manchen Patienten eine äußerst gute schmerzstillende Wirkung. Manche Betroffene berichten auch von einer beschleunigten Wundheilung. Allerdings scheint die schmerzlindernde und entzündungshemmmende Wirkung je nach Patient und Aphthe sehr unterschiedlich zu sein. Außerdem ist zu beachten, dass gerade Blütenpollenallergiker auf Propois allergisch reagieren können und dass es bei längerer Anwendung zu Reizungen des Zahnfleisches kommen kann.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Hausmittel, die unterstützend auf die Schmerzlinderung und Entzündungshemmung wirken sollen.
Lakritze wird in der chinesischen Medizin zu Entzündungshemmung verwendet. Außerdem hat man festgestellt, dass Lakritze in der Lage ist, Herpes-Viren zu bekämpfen. Allerdings ist fraglich, ob man die Menge Lakritze, die nötig wäre, eine Aphthe zu heilen, essen kann bzw. essen will.
Teebaumöl wird von vielen Betroffenen oft mit guten Erfolgen zur Schmerzlinderung auf die Aphthe geträufelt, ebenso Kamillen- oder Salbeitee.
Es gibt noch zahlreiche weitere Tipps, wie z.B. Myrrhetinkturen, Gewürznelken, rohe Zwiebeln etc., die im Einzelfall einfach ausprobiert werden müssen.
Einzelne Aphthen heilen mit fast hundertprozentiger Sicherheit nach ein bis zwei Wochen wieder von alleine aus. Allerdings besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie im Laufe des Lebens immer wieder kommen. Besteht eine Grundkrankheit, wie Rheuma oder Morbus Crohn, ist die Wahrscheinlichkeit noch größer, regelmäßig an Aphthen zu leiden.
Auch wenn Aphthen äußerst unangenehm sein können: Sie sind nicht gefährlich, nicht ansteckend und verschwinden auch wieder. Trotzdem sollte man ein häufiges Auftreten von einem Arzt abklären lassen, da sie manchmal auch ein Zeichen einer ganz anderen Krankheit sein können. Ist ein Patient regelmäßig von den schmerzhaften Aphthen betroffen und es findet sich keine ursächliche Krankheit, ist es ratsam, sich Gedanken, um eine gesündere Lebensweise zu machen. Eine ausgewogene Ernährung beugt Mangelzuständen an Nährstoffen vor und hilft, ein kräftiges Immunsystem aufzubauen. Stress, psychische Belastungen und Schlafmangel sollten vermieden werden. Rauchen schwächt das Immunsystem und kann die Heilung der Aphthen verlangsamen.
Es ist sinnvoll, auf eine gute Mundhygiene zu achten: durch Reduktion der Bakterienlast im Mund kann die oftmals begleitende Entzündung verringert werden. Manche Betroffene berichten, dass es zu weniger Aphthen kommt, wenn man Zahnpasten benutzt, denen speziellen Enzyme oder Salz zugesetzt wurde.
aktualisiert am 25.10.2016