Craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) sind Funktionsstörungen, die durch eine Fehlstellung zwischen Cranium (Schädel) und Mandibula (Unterkiefer) verursacht werden. Diese Funktionsstörung des Kiefergelenks kann beispielsweise zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung führen, wenn der Patient den Mund öffnen will. Auch ein Ausrenken des Unterkiefers ist möglich. Dies geschieht, wenn der Gelenkkopf des Kiefergelenks aufgrund der Fehlstellung nicht richtig in der Gelenkpfanne sitzt. Es ist in jedem Fall für den Patienten meist nicht leicht, den Schmerz genau zu lokalisieren.
Kaum jemand wird bei Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen oder Schmerzen im Gesichtsbereich unbedingt an eine Craniomandibuläre Dysfunktionen denken. Die meisten Patienten werden die Ursache eher als isoliertes Problem betrachten. Auch für den Arzt ist es sich aus diesem Grund sehr schwierig, die richtige Diagnose zu stellen. Gerade in dieser Körperregion liegen viele Strukturen beieinander, die bei einer Fehlfunktion zu ähnlichen körperlichen Symptomen führen. Auch die psychische Verfassung des Patienten spielt eine große Rolle.
Es treten bei dieser Funktionsstörung eine Vielzahl von verschiedenen Symptomen auf. Der Patient leidet oft unter Schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich. Diese Schmerzen können bis zu den Ohren oder in den Nacken hinunter ausstrahlen. Hervorgerufen werden diese Schmerzen durch Zähne, Gelenke oder durch Muskelverspannungen.
Ein weiteres Symptom ist das Gelenkknacken. Wenn bei normalen Mundbewegungen, beispielsweise beim Kauen, knackende Geräusche zu hören sind, so kann das ein Zeichen dafür sein, dass sich das Kiefergelenk nicht in der richtigen Lage befindet. Bei einem intakten Gelenk liegt der Gelenkkopf in der Gelenkpfanne und verursacht weder Geräusche, noch Schmerzen.
Tendiert ein Patient zu starkem Zähneknirschen oder presst er die Zähne unbewusst aufeinander, so deutet dies ebenfalls auf eine Funktionsstörung hin. Diese Verhaltensweisen werden als Parafunktionen bezeichnet. Die Zähne werden in beiden Fällen durch die extreme Belastung stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Zahnschmelz kann durch diesen mechanischen Reiz zerstört werden und besonders beim Knirschen können sich in den Kauflächen der Zähne regelrechte Furchen bilden.
Ein weiteres Warnzeichen ist eine Über- oder Unterbeweglichkeit des Kiefers. Bei der Überbeweglichkeit kann der Unterkiefer ausrenken, wenn der Patient den Mund sehr weit öffnet. Schlimmstenfalls kann der ausgerenkte Unterkiefer nur mit ärztlicher Hilfe wieder in die normale Position gebracht werden. Bei der eingeschränkten Bewegung des Unterkiefers - oder Kieferklemme - ist es bereits schmerzhaft, den Mund ganz normal zu öffnen. Diese Bewegungseinschränkung kann sowohl durch das Gelenk, als auch durch eine Muskelverspannung hervorgerufen werden.
Zuerst muss herausgefunden werden, ob die Beschwerden von den Zähnen oder Gelenken hervorgerufen werden oder ob sie muskulären Ursprungs sind. An erster Stelle steht deshalb eine zahnärztliche Untersuchung des vollständigen Kausystems, um eventuelle Schmerz- oder Infektionsherde ausfindig zu machen. Meist wird dabei auch eine Röntgenuntersuchung durchgeführt.
Mit einer speziellen Untersuchungsmethode, der Kinesiographie, kann der Arzt den Kiefer genau untersuchen. Mittels Kinesiographie kann abgeklärt werden, ob die Kieferbewegungen verändert sind oder eine ungünstige Lage einzelner Zähne im Kiefer die Ursache der Beschwerden ist. Eine weitere wichtige diagnostische Maßnahme ist die Elektromyographie. Mit diesem Verfahren kann der Arzt herausfinden, ob Verkrampfungen der Muskulatur Schmerzauslöser sind.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Symptome ist es relativ zeitaufwendig, zur richtigen Diagnose zu gelangen und sowohl Arzt, als auch Patient wird einiges an Geduld abverlangt.
Letzte Aktualisierung am 08.10.2009.