Karies wird durch Bakterien verursacht. Es handelt sich bei der Karieserkrankung also im Prinzip um eine bakterielle Infektion und somit ist Karies wie alle bakteriellen Infektion ansteckend. Wie hoch aber ist das Risiko, sich mit Karies anzustecken, wirklich?
Streptococcus mutans ist eines der Bakterien, die für die Entstehung von Karies verantwortlich sind. Das Bakterium ist erwiesenermaßen an der Entstehung von Karies beteiligt und gilt als sogenannter Kariesleitkeim. Als Leitkeim wird in der Medizin der hauptsächlich nachzuweisende Keim bezeichnet, wenn an einer Erkrankung mehrere Keime beteiligt sind oder sein können.
Streptokokkus mutans spielt bei der Entstehung von Karies also eine große Rolle, aber inwieweit ist es möglich, sich mit dem Keim anzustecken? Und was bedeutet eine Ansteckung für das Risiko, an Karies zu erkranken?
In der Mundhöhle eines jeden Menschen leben sehr viele Keime. Bis zu 1000 Bakterienarten sind im Mund angesiedelt. Bei sehr vielen dieser Bakterien kennt die Wissenschaft heute noch nicht ihre Bedeutung und das Zusammenspiel mit anderen Bakterien. Der allergrößte Teil dieser Bakterien ist jedoch nützlich und auch wichtig. Sie gehören zu einer gesunden Mundflora und haben beispielsweise große Auswirkungen auf ein gesundes Immunsystem.
Manche Mediziner vertreten die Auffassung, zur Kariesvorbeugung sei es vor allem wichtig, Bakterien, und darunter auch den Streptococcus mutans, aus der Mundhöhle fernzuhalten. Babys werden mit einer keimfreien Mundhöhle geboren. Durch Küssen oder Stillen übertragen die Eltern jedoch Keime auf das Kind. Auch das allseits bekannte Ablecken von Schnuller oder Löffel durch die Eltern, wenn etwas heruntergefallen ist, trägt dazu bei, Keime zu übertragen.
Nun könnte man denken, wenn man diese Übertragungswege vermeidet, können sich die Keime und allem voran der Streptococcus mutans nicht im Mund des Kindes ansiedeln. So würden die Kinder nicht an Karies erkranken. In der Praxis ist es jedoch so, dass das Abschirmen der Kinder gegen die Bakterien in der Mundhöhle eher negative Auswirkungen hat.
Wie bereits erwähnt, sind viele der dort angesiedelten Keime nützlich und wichtig für ein gutes Immunsystem. Studien haben ergeben, dass wesentlich mehr Kinder, deren Schnuller nicht von den Eltern abgeleckt wurden, an Krankheiten wie Neurodermitis oder Asthma erkrankten als Kinder, denen die Keime von ihren Eltern übertragen wurden. Und nicht alle diese Kinder erkrankten an Karies. Auch wenn Karies also eine Krankheit ist, die durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wird und diese Keime zuerst übertragen werden müssen, gilt sie nicht als ansteckende Infektionskrankheit im engeren Sinne.
Viel mehr als eine ansteckende Infektionskrankheit ist die Karies eine ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit. Um an Karies zu erkranken, braucht es nämlich weit mehr als nur das Vorhandensein von Streptococcus mutans oder anderen Bakterien. Damit die Bakterien eine Karieserkrankung auslösen können, braucht es vor allem Zucker. Die heutige zuckerreiche Ernährung stellt erst die Bedingungen her, unter denen Streptococcus mutans und andere Bakterien eine Karieserkrankung auslösen können.
Mit einer guten Mund- und Zahnhygiene und einer zuckerarmen Ernährung können ruhig Bakterien wie Streptococcus mutans im Mund vorhanden sein. Ohne entsprechende ernährungsbedingte Faktoren und einen gewissen Mangel an Mundhygiene wird es dennoch nicht zu einer Karieserkrankung kommen.
Um zu vermeiden, an Karies zu erkranken, ist es wesentlich wichtiger, auf eine gesunde Ernährung und eine gute Mund- und Zahnhygiene zu achten. Viel Zucker in der Nahrung ermöglicht den kariesauslösenden Bakterien wie Streptococcus mutans überhaupt erst, sich in einer Weise zu vermehren, durch die sie zu einem Problem werden.
Das Fernhalten von Bakterien aus der Mundhöhle hingegen kann bei Babys und Kleinkindern gravierende gesundheitliche Folgen haben, da viele der Bakterien wichtig für ein gesundes Immunsystem sind.
Auch wenn bei Karies also im weitesten Sinne von einer ansteckenden Krankheit gesprochen werden kann, kommt es durch das Vorhandensein der Bakterien allein nicht zum Ausbruch der Krankheit.
aktualisiert am 10.11.2016