Immer wieder sind stillende Mütter von Kleinkindern verunsichert. Fördert das Stillen nach dem Durchbruch der Zähne Karies? Wird die Entstehung von Karies durch die Muttermilch gehemmt? Was kann man tun, um Karies bei gestillten Kleinkindern zu vermeiden? Die Antworten auf diese Fragen sind oft widersprüchlich und selbst Ärzte sind sich nicht einig.
Bekommen Kleinkinder, die noch gestillt werden, Karies, wird nicht selten das Stillen dafür verantwortlich gemacht. Aktuelle Studien deuten jedoch eher darauf hin, dass Kinder, die nie gestillt wurden, häufiger an Karies erkranken als Kinder, die gestillt wurden. Dennoch kann das Stillen nach dem Durchbruch der Zähne das Risiko erhöhen, dass das Kind an Karies erkrankt. Dazu müssen jedoch mehrere Faktoren zusammenkommen.
Die Muttermilch an sich ist nicht kariesauslösend. Auch das Nuckeln an der Brust der Mutter begünstigt eine Karieserkrankung nicht. Anders als beim Nuckeln an der Flasche werden die Zähne beim Saugen an der Brust nämlich nicht ständig mit der Milch umspült, sondern die Milch wird zum großen Teil sofort geschluckt.
Als Indiz dafür, dass das Stillen an sich nicht kariesfördernd ist, kann die Tatsache gewertet werden, dass Karieserkrankungen beim Menschen bis vor etwa 8.000 Jahren sehr selten auftraten.
Zudem befinden sich in der Muttermilch Stoffe wie zum Beispiel verschiedene Immunglobuline, die eine schädliche Wirkung auf das Leitbakterium von Karies, das Bakterium Streptococcus mutans, haben.
Die Ursache für Karies bei gestillten Kleinkindern ist also nicht im Stillen oder in der Muttermilch, sondern in anderen Faktoren zu suchen.
Der Hauptverursacher von Karies, bei Kindern wie bei Erwachsenen, ist Zucker. In Verbindung mit einer mangelnden Mundhygiene bietet Zucker den kariesauslösenden Bakterien wie Streptococcus mutans den idealen Nährboden, um sich zu vermehren und eine Karieserkrankung hervorzurufen.
Mit den kariesauslösenden Bakterien im Mund werden Babys nicht geboren, die Keime der Mundflora werden vielmehr von den Eltern übertragen. Zu diesen Übertragungen kann es beispielsweise beim Küssen des Babys oder auch bei dem allseits bekannten Schnullerablecken kommen. Sollen Eltern das nun komplett vermeiden? Nein, denn nicht alle Bakterien der Mundflora sind schädlich und viele sind wichtig, um ein gesundes Immunsystem aufzubauen.
Eltern müssen aber unbedingt für kariesfreie Zähne bei sich selbst sorgen, um eine Infektion mit den schädlichen Kariesbakterien so gering wie möglich zu halten. Eine gute Mundhygiene der gesamten Familie ist dabei unerlässlich und auch auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt darf nicht verzichtet werden.
Zucker ist und bleibt der Hauptauslöser für Karies. Auf zuckerhaltige Speisen und Getränke sollte bei Kleinkindern daher komplett verzichtet werden. Tatsächlich wird sich die Zahngesundheit der gesamten Familie verbessern, wenn insgesamt weniger zuckerhaltige Nahrungsmittel konsumiert werden.
Ein weiterer Grund, warum bestimmte Kleinkinder an Karies erkranken, ist eine angeborene Anfälligkeit. Faktoren wie eine Fiebererkrankung oder eine Mangelernährung der Mutter während der Schwangerschaft oder eine Behandlung der Mutter mit manchen Antibiotika können zur Folge haben, dass das Kind mit einem Zahnschmelzdefekt zur Welt kommt. Dadurch ist es besonders anfällig für Karieserkrankungen.
Ein weiterer Faktor, der Karies bei Kleinkindern begünstigen kann, ist das Nuckeln an der Flasche. Anders als beim Saugen an der Brust werden die Zähne beim Nuckeln an der Flasche durch die Position des Nuckels im Mund dauernd mit Flüssigkeit umspült.
Auch wenn es sich bei dem Getränk in der Flasche nur um Wasser handelt, kann das bereits schädliche Auswirkungen auf die Zähne haben. Die immer wieder nachkommende Flüssigkeit beim Dauernuckeln spült den Speichel weg, der für die Zähne nützlich ist, weil er sie mit Mineralien versorgt. Sind gesüßte Getränke in der Flasche, sind die Auswirkungen noch schädlicher.
Außerdem bekommen nicht gestillte Kinder häufiger Atemwegsinfekte als gestillte und atmen öfter durch den Mund. Der schützende und mineralisierende Speichelfilm trocknet oft aus.
Karieserkrankungen werden immer nicht nur von einem Faktor, sondern von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren hervorgerufen. Um an Karies zu erkranken, müssen also mehrere Dinge zusammenkommen. Die Muttermilch und das Stillen allein sind für eine Karieserkrankung nicht verantwortlich. Die Zähne des Kindes müssen jedoch von Anfang an gut gepflegt werden und auch bei der Ernährung gibt es einiges zu beachten.
Wesentliche Richtlinien für gesunde Zähne beim Kleinkind sind:
Werden diese Regeln beachtet, können Kinder auch nach dem Durchbruch der Zähne bedenkenlos gestillt werden, ohne dass es durch das Stillen zwangsläufig zu einer Karieserkrankung kommt.
aktualisiert am 26.11.2016