Ein Speichelstein (Sialolith) ist ein kleiner, harter Stein, aufgebaut aus Bestandteilen des Speichels, welcher sich in einer Speicheldrüse bildet. Rutscht der Stein weiter in den Ausführungsgang der Speicheldrüse, kann er diesen verstopfen und zu typischen Beschwerden führen; es kommt zu Speichelsteinkrankheit (Sialothiasis).
Ein Speichelstein misst oft nur weniger Millimeter, kann aber auch bis zu 2 cm groß werden. In ihm finden sich die gleichen Stoffe, wie im Speichel auch: Kalziumphosphat, Kalziumkarbonat, aber auch Kohlenhydrate, Eiweiße und Magnesium.
In Deutschland erkranken bis zu 5000 Personen pro Jahr an einem Speichelsteinleiden, die Mehrzahl befindet sich im mittleren Lebensalter (20 bis 50 Jahre). Bei 80% der Betroffenen ist eine der beiden Unterkieferspeicheldrüsen (Glandula submandibularis) befallen. Die Unterkieferspeicheldrüsen produzieren den größten Teil des Speichels. Sie liegen etwas unter dem Kiefergelenk und ihre Ausführungsgänge finden sich neben dem Zungenbändchen.
Die restlichen 20% der Speichelsteine befinden sich in den beiden anderen großen Speicheldrüsen: einmal in der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) und in der Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis).
Normalerweise findet sich bei den Betroffenen nicht nur ein Stein in der Speicheldrüse, sondern mehrere, die z.T. noch nicht symptomatisch sind. Kommt es durch den verstopften Gang zum Speichelaufstau und zur Einwanderung von Bakterien oder Viren kann es zu einer meist einseitigen Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) kommen.
Bei der Entstehung eines Speichelsteins spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein wesentlicher Faktor ist zu dickflüssiger Speichel. Speichel dickt ein, wenn das Flüssigkeitsangebot des Körpers zu knapp bemessen ist. Der Körper versucht dabei, Flüssigkeit zu sparen und ist somit darauf angewiesen, unter anderem möglichst wenig Wasser über den Speichel zu verlieren. Eine zu geringe Trinkmenge, ein häufiges Problem in der Bevölkerung, ist also der Hauptfaktor bei der Entstehung von Speichelsteinen.
Es gibt aber auch einige Erkrankungen, die mit einem besonders zähflüssigen Speichel einhergehen, wie z.B. die Mukoviszidose, bei der alle Körpersekrete extrem dickflüssig sind, Mumps oder andere Virusinfektionen. Zusammen mit dem dickflüssigen Speichel tritt oft ein zu geringer Speichelfluss auf. Auch hier ist wieder Flüssigkeitsmangel der Hauptauslöser. Aber auch manche Medikamente, wie beispielsweise Wassertabletten, Antidepressiva, Tabletten gegen Allergien oder Herztabletten können als Nebenwirkung den Speichelfluss reduzieren. Durch häufige Entzündungen einer Speicheldrüse kann diese mit der Zeit vernarben und produziert dann auch weniger Speichel.
Für die Diagnose ist das Patientengespräch meist ausschlaggebend. Schmerzen im Speicheldrüsenbereich, die beim Essen auftreten und insgesamt immer schlimmer geworden sind, weisen den Arzt in die richtige Richtung.
Eine sichere Diagnose ist aber äußerst wichtig, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen. Deshalb schließen sich dem Gespräch eine Reihe von Untersuchungen an, bis die Diagnose "Speichelstein" als sicher gilt.
Im nächsten Schritt wird der Arzt versuchen, den Stein zu tasten, indem er seine eine Hand in den Mund, die andere auf den Hals legt und so die Drüse zwischen seinen Händen fühlen kann. Oftmals kann er so schon den Stein entdecken. Er tastet aber nicht nur den Stein, sondern auch die Drüse selbst. Durch eine Drüsenmassage kann er Steingries, der in der Drüse liegt, tasten und die Konsistenz des Speichels beurteilen.
Ist die Speicheldrüse bereits entzündet, kann auch gleich ein Abstrich vom Ende des Ausführungsganges genommen werden, um die Bakterienart zu identifizieren und später das richtige Antibiotikum auszuwählen.
Tastet man den Stein nicht oder nur unsicher, kommt als nächstes Hilfsmittel der Ultraschall zum Einsatz, mit dem man mit großer Sicherheit selbst kleine Steine (ab 1,5 mm) darstellen kann. Der Ultraschall bietet gleichzeitig die Möglichkeit zwischen Stein, Abszess oder Tumor zu differenzieren.
In seltenen Fällen hilft auch der Ultraschall nicht weiter, sodass der Arzt auf andere bildgebende Verfahren zurück greifen muss. Eine einfache Röntgenaufnahme reicht auch oft nicht aus. Durch die Gabe von Kontrastmittel kann man aber das Gangsystem recht detailliert darstellen und Gangabbrüche, verursacht durch Steine, sichtbar machen. Dieses Verfahren wird Sialographie genannt.
Dabei versucht der Radiologe (Röntgenarzt) einen ganz dünnen Plastikschlauch vom Mund aus in das Ende des Ausführungsgangs zu schieben, um dann quasi von hinten Kontrastmittel in den Gang laufen zu lassen. Das Kontrastmittel läuft durch den Ausführungsgang im Normalfall bis zur Speicheldrüse. Fertig man nun erneut ein Röntgenbild an, kann man das Gangsystem (was sich durch das Kontrastmittel auf dem Röntgenbild schwarz anfärbt) gut beurteilen.
Im Normalfall reichen zur Diagnosestellung Ultraschall und Sialographie aus, nur in selten Fällen muss auch noch eine Schichtaufnahme der Speicheldrüsen und des umgebenden Gewebes gemacht werden. Dabei kommen Computertomographie (CT) aber auch die Magnetresonaztomographie (MRT), bei der Weichteilgewebe besser dargestellt werden kann als im CT, zum Einsatz.Bei häufigen oder chronischen Entzündungen ist manchmal auch eine kleine Biopsie der Speicheldrüse notwendig. Bei einer Feinnadelpunktion wird von außen mit einer dünnen Kanüle in die Speicheldrüse gestochen, eine kleine Probe entnommen und unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht.
Leider folgt einem Speichelstein häufig der nächste. Die meisten Betroffenen haben bereits mehrere Steine, die zwar in der Speicheldrüse noch keine Beschwerden bereiten, sich aber jeder Zeit lösen und dann zu den typischen Symptomen führen können.
Liegt eine Grundkrankheit wie Diabetes oder Gicht vor, können durch eine geeignete Diät und Therapie auch die Speichelsteine reduziert werden. Bei immer wiederkehrenden Speichelsteinen, die immer wieder den Gang verstopfen und zu Entzündungen der Speicheldrüse führen, besteht die Gefahr der Abszessbildung, der Vernarbung oder der Atrophie (Gewebeschwund) der Drüse.
Im Spätstadium ist dann statt der Drüse nur noch ein derber Knoten tastbar. Wirklich geheilt werden kann man nur durch eine operative Entfernung der Speicheldüse. Die Speichelproduktion wird dadurch auch nicht geringer, da die anderen Speicheldrüsen so viel mehr Speichel produzieren können, dass letztendlich die gleiche Menge raus kommt. Allerdings birgt eine Operation neben den typischen OP-Risiken wie Narkoserisiko, Infektionen, Nachblutungen etc. auch das Risiko einer Nervenbeschädigung. In diesem Fall läuft der Nervus facialis, der die mimische Gesichtsmuskulatur versorgt, in der Nähe des Operationsgebiets. Wird er beschädigt, kommt es zu einem herabhängendem Mundwinkel, fehlendem Lidschluß etc. auf der betroffenen Seite.
Hatte man bereits einen Speichelstein oder möchte man allgemein der Bildung von Speichelsteinen vorbeugen, kann man mit ein paar einfachen Maßnahmen das Risiko stark senken. Die wichtigste Maßnahme ist: viel trinken!
Durch ein hohes Flüssigkeitsangebot bleibt der Speichel schön dünnflüssig und fließt auch reichlich. Somit haben Steine weniger Möglichkeiten sich zu bilden oder werden direkt aus der Drüse oder dem Gang weggespült.
Durch eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnpflege wird nicht nur die Bakterien- und Virenlast im Mund drastisch gesenkt und somit das Risiko einer Speicheldrüsenentzündung minimiert, sondern es wird auch der Speichelfluss gesteigert, sodass die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen gut durchgespült werden.
Den gleichen Effekt erzielt man durch regelmäßiges Lutschen von zuckerfreien, sauren Bonbons oder Kauen von zuckerfreiem Kaugummi: Der Speichel fließt.
Als positiver Nebeneffekt kommt es auch zu weniger Mundgeruch und weniger Karies .
Wenn man diese Punkte beachtet und noch ein bisschen Glück hat, bleibt man vielleicht vom nächsten Speichelstein verschont.
aktualisiert am 08.10.2009