Zähneknirschen (Bruxismus) bezeichnet das unbewusste, meist nächtliche Aufeinander pressen und Mahlen der Zähne. Zähneknirschen ist keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr eine Störung im Zusammenspiel des Kopfes mit dem Kiefer. Es kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Das Knirschen hat keine eigene Funktion und gehört somit, ähnlich dem Fingernägel kauen, zu den Parafunktionen (was so viel heißt wie funktionslos). Die Zähne werden beim Knirschen mit so viel Kraft aufeinander gepresst, dass sowohl Zahn als auch Zahnhalteapparat Schaden nehmen können. Durch die Mahlbewegungen wird die oberste Schicht des Zahns, der Zahnschmelz abgerieben. Der Zahn wird hierdurch anfälliger für Erkrankungen. Krankheiten wie Karies (Zahnfäulnis) und Zahnfleischschwund (Parodontitis) treten gehäuft auf.
Die Zähne können eine enorme Kraft aufbringen. Männer können zwischen ihren Zähnen einen Druck von bis zu 400 kg aufbauen. Bei Frauen sind es ca. 300 kg. Schlimmstenfalls kann ein Zahn durch den hohen Druck sogar der Länge nach durchbrechen. Ein durchbrochener Zahn ist der schwierigste Zwischenfall des Zähneknirschens. Zähneknirschen tritt sowohl tagsüber als auch während des Nachtschlafes auf.
Normalerweise ist Zähneknirschen ein unbewusster Vorgang. Es kommt häufig in Stresssituationen vor. Von den betroffenen Personen wird dann in Situationen erhöhten Stresses unbewusst mit den Zähnen geknirscht, um innere Spannungen abzubauen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in Phasen erhöhten psychischen Stresses vermehrt mit den Zähnen geknirscht wird. Zähneknirschen darf aber nicht mit einer psychischen Erkrankung gleichgesetzt werden.
Die Symptomatik bleibt lange unerkannt. Häufig wird sie erst diagnostiziert, wenn der Zahnapparat schon Schaden genommen hat. Mögliche Warnsymptome können eine vermehrte Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelkater in der Kaumuskulatur oder ein verspannter Nacken sein. Bei jedem zweitem Menschen in Deutschland können Knirschrillen festgestellt werden. Knirschrillen sind die typischen Rillen, die im Zahnschmelz durch das Knirschen entstehen können. Zähneknirschen ist unter Kindern besonders verbreitet. Ihnen fehlen die erlernten Techniken der Stressbewältigung der Erwachsenen. Gerade an den Milchzähnen des Kindes kann Zähneknirschen aber auch besonders großen Schaden anrichten da der Zahnschmelz noch nicht ausgehärtet ist.
Die Ursachen des Zähneknirschens sind außerordentlich vielfältig. Ein falsches Zusammenspiel des Kopfes (Cranium) mit dem Kiefer (Mandibula) wird durch die Bezeichnung Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ausgedrückt. Der wichtigste Faktor bei der Entstehung des Zähneknirschens scheint psychischer Stress zu sein. Gerade in Zeiten gehäuften Stresses wird auch vermehrt mit den Zähnen geknirscht. Unbewusst, während des Schlafes verarbeiten die Knirschenden ihren Stress. Die Betroffenen beißen auch nachts sprichwörtlich die Zähne fest zusammen um den Anforderungen des Alltags zu entsprechen. Nimmt der Stress ab, lässt meist auch das Knirschen nach.
Genauso wie Stress eine Ursache sein kann, kann der Grund für das Zähneknirschen auch in Fehlstellungen der Zähneund der Kieferknochen liegen. Ist die Krone eines Zahns zu hoch geraten, neigen Menschen vermehrt dazu mit den Zähnen zu Knirschen. Ebenso kann der Ausfall eines Zahns dazu führen, dass der Zahn der sich in der anderen Kieferhälfte befindet aus dem Kiefer in Richtung Mundhöhle heraus wächst. Diesem Zahn fehlt der Gegendruck des gegenüber liegenden Zahns. Der Ausfall eines Zahns ist also unbedingt zu vermeiden.
Fehlstellungen im Kiefergelenk wie sie nach Verletzungen oder bei Arthrose (Knorpelschwund) auftreten können, führen auch zu Zähneknirschen. Hier liegt die Ursache meist darin, dass die Kiefer nicht mehr gleichmäßig geschlossen werden können.
Erst wenn diese körperlichen Ursachen ausgeschlossen wurden, ist die Ursache des Knirschens im psychischen Bereich zu suchen. Ihr Zahnarzt empfiehlt Ihnen in dieser Situation einen geeigneten Therapeuten, der sich auf die Problematik des Zähneknirschens spezialisiert hat.
Die Symptome des Zähneknirschens sind sehr vielfältig und deuten häufig auf andere Erkrankungen der Mundhöhle hin. Durch die vermehrte Muskelanspannung während der Nacht, kann Muskelkater in der Kiefermuskulatur auftreten. Aber auch Verspannungen in der Nackenmuskulatur sind häufige Symptome des Zähneknirschens.
Verspannungen zusammen mit einem wenig erholsamen Schlaf bilden die Grundlage für Kopfschmerzen. Bei Menschen, die unter Migräne leiden, treten gehäuft Anfälle auf. Der Zahnschmelz bildet die oberste, schützende Schicht des Zahns. Durch die Mahlbewegungen wird der Zahnschmelz geschädigt. Der Zahnarzt kann hier manchmal typische Rillen erkennen. Ein geschädigter Zahnschmelz führt zu einem erhöhten Risiko für Krankheiten des Zahns und des Zahnfleisches. Karies (Zahnfäule) und Parodontitis (Zahnfleischentzündung und Schwund des Zahnhalteapparates) sind hier nur zwei der möglichen Folgeerkrankungen. Bei sehr starkem Zähneknirschen kann es passieren, dass ein Zahn der Länge nach durchbricht. Eine Komplikation die unbedingt vermieden werden muss. Wenn der Zahn bis zur Wurzel durchbricht, muss er meist gezogen werden. Eine Zahnlücke führt zum vermehrten Zähneknirschen. Hier entsteht ein Teufelskreis.
Die Diagnose des Zähneknirschens wird häufig rein zufällig bei einer Routineuntersuchung beim Zahnarzt gestellt. Vor jeder Untersuchung wird Ihnen Ihr Zahnarzt Fragen zu Ihren Beschwerden stellen (Anamnese). Er interessiert sich auch für Beschwerden, die nicht den Zahn direkt betreffen. Vermehrte Kopfschmerzen, verspannte Muskeln im Bereich der Nackenmuskulatur und der Kaumuskulatur lassen ihn an Zähneknirschen denken. Vermehrter Stress, etwa im beruflichen oder familiären Bereich, sollte auch Inhalt des Anamnesegesprächs sein.
Im Anschluss an das Gespräch wird der Zahnarzt die Zähne gründlich untersuchen. Mittels eines kleinen gebogenen Glasspiegels schaut er sich als erstes die Zähne von jeder Seite aus an. Mit einer kleinen Sonde prüft er, ob ein Zahn wackelt. Durch Druck auf das Zahnfleisch kann er feststellen, ob unter dem Zahn eine Entzündung sitzt. Mit einem speziellen Gerät misst er die Zahnfleischtaschen aus um Hinweise auf einen Zahnfleischschwund (Parodontitis) zu erhalten.
Ist auf den Zahnoberflächen ein vermehrter Abrieb der Zähne erkennbar oder charakteristische Knirschrillen, kann er die Verdachtsdiagnose Zähneknirschen stellen.
Schwieriger wird es, die Ursache des Knirschens herauszufinden. Häufig liegt die Ursache im psychischen Bereich. Davon darf aber erst ausgegangen werden wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden.
Der Zahnarzt prüft hierzu, in wie weit sich die Zähne beim Schluss der Kiefer berühren. Gibt es einen Zahn der sich in der Höhe von anderen Zähnen unterscheidet, kann er eine Ursache für das Zähneknirschen sein.
Genauso kann eine falsch sitzende Füllung oder ein Zahnimplantat das keine korrekte Stellung im Zahn hat die Grundlage des Knirschens bilden. Ist unter einem Zahn die Wurzel entzündet, drückt diese den Zahn weiter in den Kiefer vor. Hier kann der Zahnarzt ein Röntgenbild angefertigt lassen, um den Bereich zu untersuchen, der nicht mit dem Auge einsehbar ist.
Zähneknirschen ist ein Symptom und keine Krankheit an sich. Es ist wichtig die Ursache des Zähneknirschens herauszufinden um eine passende Therapie zu beginnen. Es müssen körperliche Ursachen des Zähneknirschens von psychischen abgegrenzt werden. Es ist wichtig zu unterscheiden, ob das Knirschen mehr eine Fehlstellung der Zähne als Ursache hat oder der Grund im psychischen Bereich zu finden ist. Es können aber auch sowohl körperliche als auch psychische Gründe für das Zähneknirschen vorliegen.
Die Therapie des Zähneknirschens hängt von dessen Ursache ab. Liegt die Ursache in Fehlstellungen im Mundbereich, so wird versucht diese zu beseitigen. Eine zu hoch geratene Krone wird abgeschliffen, eine Entzündung unter einem Zahn wird beseitigt. Liegen die Ursachen der Beschwerden im Bereich des Kiefergelenkes, ist die Therapie schwieriger. Eine Fehlstellung des Kiefergelenkes ist häufig eine Folge des Knorpelschwundes (Arthrose). Knorpel kann nicht wieder aufgebaut werden. Hier versucht man die korrekte Stellung des Gebisses bewusst zu trainieren. Bei einer korrekten Haltung berühren sich die Zahnreihen des Oberkiefers und die des Unterkiefers nicht.
Liegen die Ursachen im psychischen Bereich, sollte eine Therapie begonnen werden. Unabhängig von der Ursache des Zähneknirschens sollten Techniken zur Entspannung und zum Stressabbau erlernt werden. Dazu eigenen sich unter anderem Yoga, progressive Muskelentspannung und Sport. Häufig reicht es nicht aus, einen Kurs in diesen Techniken zu besuchen. Sie müssen ein Leben lang angewendet werden. Keine der Therapiemöglichkeiten sichert aber Erfolg zu.
Da eine Therapie häufig sehr langwierig ist, die Zähne aber durch das Knirschen geschädigt werden, ist es wichtig schützend einzugreifen. Hier gibt es so genannte Aufbissschienen (Knirscherschiene). Diese Aufbissschienen bestehen meist aus durchsichtigem Kunststoff und werden über den Zähnen des Unterkiefers befestigt. Eine Aufbissschiene behandelt nicht die Ursachen des Zähneknirschens. Sie sorgt aber dafür, dass der Zahnschmelz nicht weiter abgerieben werden kann. Aufbissschienen müssen in den Zeiten getragen werden, in denen mit den Zähnen geknirscht wird. Die Kosten für einfache Aufbissschienen werden gewöhnlich von den Krankenkassen übernommen. Diese einfachen Schienen sind aber an jeder Stelle gleich dick und orientieren sich nicht daran, zwischen welchen Zähnen am meisten geknirscht wird. Individuell angepasste Schienen werden gewöhnlich nicht von den Krankenkassen übernommen.
Die Prognose des Zähneknirschens hängt entscheidend von der Ursache ab. In den meisten Fällen kann den Patienten geholfen werden, wenn die Symptomatik rechtzeitig erkannt wird.
Zähneknirschen richtet auf die Dauer großen Schaden an den Zähnen und am Zahnhalteapparat an. Deswegen ist es sehr wichtig möglichst früh schützend einzuschreiten. Gehäuft wird Nachts im Schlaf geknirscht. Meist wird unbewusst geknirscht, so dass das Probleme für lange Zeit unerkannt bleiben.
Erlernen Sie ganz bewusst Techniken zur körperlichen und seelischen Entspannung. Nicht nur Ihre Zähne sind Ihnen dankbar.
Letzte Aktualisierung am 12.07.2022.