Die Zähne der Menschen sind durch den harten Zahnschmelz gut geschützt und halten einiges aus. Sie sind dazu ausgelegt, feste Nahrung zu zerbeißen, und die Substanz, die das Zahninnere schützt, ist härter als Knochen. Bei Kindern bildet sich zunächst das sogenannte Milchgebiss, bestehend aus 20 Zähnen. Im Laufe der Entwicklung fallen die Zähne im Zuge des Zahnwechsels aus und werden vom Körper durch ein bleibendes Gebiss ersetzt. Der Zahnwechsel startet im Schnitt ab dem sechsten Lebensjahr und beginnt üblicherweise bei den Schneidezähnen.
Dadurch, dass die Milchzähne ausfallen, war es einige Zeit lang gang und gäbe, den erkrankten Zahn zu ziehen, um dem Kind unangenehme Wurzelbehandlungen zu ersparen. Mittlerweile hat man von diesem Vorgehen Abstand genommen und es wird zunächst versucht, den erkrankten Zahn zu behandeln (oder ihn gegebenenfalls zu ersetzen).
Obwohl es sicher ist, dass die Milchzähne früher oder später ausfallen, wird üblicherweise dafür gesorgt, den erkrankten Zahn zu erhalten. Ausnahmefälle bilden bereits gelockerte Zähne, bei denen die Aussicht darauf besteht, dass sie sich bereits im Zahnwechsel befinden. Fallen Milchzähne vor der eigentlichen Zeit aus und werden nicht ersetzt, kommt es zu Lücken im Gebiss. Da sich die Kinder zu dieser Zeit noch im Wachstum befinden, kann dies zu Fehlstellungen der anderen Zähne führen. Das Gebiss verschiebt sich und die umliegenden Zähne können in die falsche Richtung wachsen. Daher wird auch bei einer Zahnnerventzündung versucht, den betroffenen Zahn wie auch bei Erwachsenen zu behandeln und damit nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch den Erhalt des Zahnes zu gewährleisten. Muss der Zahn trotzdem entfernt werden, wird die Lücke mit einem Zahnersatz gefüllt, um das regelmäßige und gleichmäßige Wachstum des Gebisses zu gewährleisten.
Karies ist eine "Zahnfäule" durch Bakterien, die sich in den feinen Rillen und Grüben der Zähne festsetzen und dort den Zahnschmelz beschädigen. Auch bei Kindern kann es zur Entstehung von Karies kommen, die wiederum die Hauptursache für Zahnnerventzündungen ist. Um Karies vorzubeugen, wird insbesondere bei kariesanfälligen Milchzähnen oft eine Versiegelung vorgenommen, nachdem die Karies mit dem Bohrer beseitigt wurde. Versiegelt werden können allerdings nur die Flächen, die zum Beispiel Rillen aufweisen, nicht aber die Zahnzwischenräume.
Daher kann es trotz ausreichender Mundhygiene und vorbeugenden Maßnahmen zur Entstehung von Karies oder im weiteren Verlauf zur Pulpitis (Zahnnerventzündung) kommen. Ist der Zahnnerv akut entzündet oder bereits abgestorben, bringt dies viele unangenehme und schmerzhafte Symptome mit sich. Daher ist es wichtig, dass auch die Milchzähne behandelt werden, wenn es zu solch einer Entzündung kommt.
Da die Milchzähne weicher sind als das Gebiss, das schlussendlich bleibt, hat Karies ein leichtes Spiel und dringt schneller durch die harte Zahnoberfläche. Dringen die Bakterien ins Innere des Zahnes ein, kann es zur Entzündung oder zum Absterben des Nervs kommen. Im weiteren Verlauf können kleine Eitersäckchen entstehen, ebenso wie Schwellungen und die sogenannte dicke Backe.
Eine Option zur Behandlung wäre, den betroffenen Milchzahn zu ziehen, da sich hier ein neuer Zahn bilden wird. Die bessere Variante ist allerdings die Wurzel- oder Nervbehandlung, um den Zahn zu erhalten und so die Bildung von Fehlstellungen im Gebiss zu vermeiden. Bei Kindern kann ebenfalls eine Betäubung der betroffenen Stelle vor der Behandlung vorgenommen werden. Ebenso wie bei Erwachsenen wird der entzündete oder abgestorbene Zahnnerv entfernt und die Wurzelkanäle erweitert. Die erweiterten Wurzelkanäle werden daraufhin mit speziellem Zement gefüllt.
Ist der Nerv zwar schon von der Karies gereizt, aber noch nicht entzündet, kann es auch ausreichend sein, nur den oberen Teil der Pulpa zu entfernen.
Manchmal helfen auch die allerbesten Methoden nicht aus, den betroffenen Zahn zu retten. Gerade bei Milchzähnen wird der Verlust auf den ersten Blick als unproblematisch betrachtet, da an dieser Stelle in absehbarer Zeit ein neuer Zahn wachsen wird. Allerdings muss dabei bedacht werden, dass bis zum Erscheinen des neuen Zahnes eine Lücke entsteht. Dadurch ist es möglich, dass sich benachbarte Zähne verschieben und es zum Platzmangel kommt, wenn der neue Zahn durchs Zahnfleisch wächst. Um solche Zahnfehlstellungen zu vermeiden, wird ein Platzhalter in das Milchzahngebiss eingesetzt, bis der Zahn des bleibenden Gebisses den Milchzahn ersetzt. Platzhalter können in Form einer Zahnspange, einer Kinderprothese beziehungsweise als Zahnersatz angebracht oder am benachbarten Zahn befestigt werden.
aktualisiert am 12.07.2017