Zu den wohl unangenehmsten Schmerzen, die sich im Körper wiederfinden können, gehören jene, die sich in unmittelbarer Nähe zum Kopf befinden. Nicht umsonst fürchten viele Patienten Erkrankungen wie Migräne oder Mittelohrentzündung ebenso wie Entzündungen an den Zähnen. Die Zahnnerventzündung, auch Pulpitis genannt, gehört zu den unliebsamen Erkrankungen, die mit unangenehmen Schmerzen einhergehen. Dabei gibt es verschiedene Arten und Stadien der Zahnnerventzündung, wobei der Schweregrad eine nicht geringe Rolle bei der Klassifizierung spielt.
Die Entstehung einer Zahnnerventzündung kann verschiedene Ursachen haben. Normalerweise handelt es sich um eine Entzündungsreaktion, die auf Reize hin entstanden ist. Zahlreiche Einflüsse auf die Zähne können eine Entzündung des Nervs begünstigen. Meist handelt es sich um physikalische oder chemische Reize, aber auch mikrobiologische Vorgänge können Entzündungen hervorrufen. Eine Vorschädigung durch Karies ist meist gegeben. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Entzündungsstadien, die sich verstärken können, wenn die Ursache unbehandelt bleibt. Schlussendlich kann eine unbehandelte Zahnnerventzündung zur Nekrose, dem Absterben des Zahnnervs und des umliegenden Gewebes, führen. Auch der vollständige Verlust des Zahnes ist nicht selten. Generell unterscheidet man zwischen folgenden Arten der Pulpitis:
Die reversible Pulpitis beschreibt das Anfangsstadium der Zahnnerventzündung, bei dem noch gute Aussichten auf Heilung bestehen. Eine Entzündung am Zahnnerv sorgt dafür, dass die Durchblutung an der betroffenen Stelle zunimmt und mehr Abwehrzellen zum Zahnnerv transportiert werden. Der Körper versucht eigenständig, die Entzündung zu bekämpfen. Je nachdem, wodurch die Erkrankung ausgelöst wird, ist es ratsam, einen Zahnarzt aufzusuchen und die Ursache für die Entzündung behandeln zu lassen. Hier spielt insbesondere die Bildung von Karies eine große Rolle.
Die reversible Pulpitis äußert sich meist durch intervallartige Schmerzen, die mal mehr, mal weniger intensiv auftreten. An dieser Stelle kann es noch sein, dass sich die Entzündung von alleine zurückbildet. Trotzdem sollte mit dem Zahnarztbesuch nicht zu lange gewartet werden. Je mehr sich eine Entzündung aufgrund ausbleibender Behandlung ausbreiten kann, umso schwerwiegender werden die Folgen. Bei der reversiblen Pulpitis muss die Entzündung selbst noch nicht behandelt werden. Vielmehr besteht Aussicht darauf, dass sich mit Behandlung der Ursache für die Entzündung auch der Nerv beruhigt. Wenn die Entzündung jedoch bestehen bleibt und weiter fortschreitet, so dass der Nerv einer Behandlung bedarf, spricht man von einer irreversiblen Pulpitis.
Es gibt viele Menschen, die den Gang zum Zahnarzt scheuen und notwendige Behandlungen aufschieben. Besonders bei der Entzündung am Zahnnerv besteht das Risiko, dass diese weiter fortschreitet, wenn die Ursache für die Entzündung nicht behoben wird. Wird die Behandlung der Entzündung selbst erforderlich, zum Beispiel durch eine Wurzelkanalbehandlung, spricht man von einer irreversiblen Pulpitis. Diese äußert sich durch folgende Symptome:
Hervorgerufen werden die Symptome durch die Entzündung selbst, aber auch durch weitere Einflüsse auf den Zahn wie heiße oder kalte sowie süße und saure Speisen. Zudem reagiert der Körper auf Entzündungen mit Schwellungen, was aber im Zahnbereich nur bedingt möglich ist, da das Zahnmaterial sehr fest ist. Hier kommt es im weiteren Verlauf zu einem Druck auf die Nerven oder auch Zahngefäße, was weitere Schmerzen hervorruft.
Besonders bei eitrigen Entzündungen besteht ein Risiko der Blutvergiftung (Sepsis), einer Ausbreitung der Krankheitserreger über das Blut. Daher sollte, allein schon aufgrund der Symptome, nicht gezögert werden, einen Zahnarzt aufzusuchen. Die Schmerzen bei der irreversiblen Pulpitis reichen nicht selten bis in den Kieferraum und machen eine Lokalisation der Entzündung schwer. Nach einer genaueren Untersuchung wird der Zahnarzt jedoch schnell feststellen, welche Ursache die Entzündung zu Grunde liegt.
Meist kommt eine Wurzelbehandlung zum Einsatz, um den Zahn zu retten. Hierbei kann es passieren, dass der entzündete Nerv sowie Teile des Zahnmarks entfernt werden. Gegebenenfalls ist eine Resektion (chirurgische Abtragung) der Wurzelspitze erforderlich, um weitere Entzündungen zu verhindern. Es kann allerdings passieren, dass die Entzündung so weit fortgeschritten ist, dass nur noch die Entfernung des Zahnes Linderung verschafft. Zudem kann die Gabe von Antibiotika zur Bekämpfung der Entzündung sinnvoll sein. Ohne Behandlung kann es passieren, dass das entzündete Nervengewebe abstirbt und eine bakterielle Fäulnis entsteht, die wiederum für weitere Entzündungen im Kiefer sorgen kann.
Von einer akuten Pulpitis spricht man, wenn durch eine Entzündung am Zahnnervengewebe in kurzer Zeit ein starker Schmerz entsteht. Oft gehen selbst Patienten, die den Zahnarzt sonst scheuen und eher ungern eine Vorsorge vornehmen lassen, hier bereitwillig in die Zahnarztpraxis. Die sogenannten Zahnnervschmerzen oder auch Pulpitis-Zahnschmerzen sind sehr intensiv und äußern sich durch Klopfschmerz, spontane Schmerzen oder Schmerzen beim Kauen. Im weiteren Verlauf der Krankheit verkürzen sich die Pausen zwischen den intervallartigen Schmerzen, nicht selten strahlt der Schmerz in weitere Regionen des Kiefers aus.
Ein weiteres typisches Anzeichen für eine akute Pulpitis ist das Anschwellen von Lymphknoten und Wange, weshalb hier oft der Ausdruck „dicke Backe“ verwendet wird. Zudem wird unterschieden, ob eine eitrige Entzündung vorliegt (Pulpitis acuta purulenta) oder nicht (Pulpitis acuta serosa). Bei der eitrigen Form sind in aller Regel Bakterien beteiligt.
Bei einer Pulpitis besteht die Gefahr, dass sie sich zu einer chronischen Erkrankung entwickelt, die länger bestehen bleibt. Bei der chronischen Zahnnerventzündung bestehen im Gegensatz zur akuten nur leichte Schmerzen. In einigen Fällen kann der Zahn sogar weitestgehend schmerzfrei sein. Hier kann eine Lokalisation schwierig werden, insbesondere wenn die Ursache der Entzündung durch die Zahnkrone verdeckt wird. Bei der chronischen Entzündung des Zahnnervs wird dieser auf längere Sicht immer wieder gereizt. Die Ursache können zum Beispiel Karies oder ein dentales Trauma (verletzter Zahn) sein. Bei der chronischen Zahnnerventzündung gibt es ebenfalls Unterformen, unter anderem die geschlossene Entzündung (Pulpitis chronica clausa) oder die zum Mundraum hin offene Entzündung (Pulpitis chronica aperta). Für die Behandlung sowohl der chronischen als auch der akuten Pulpitis spielt eine Rolle, ob es sich um eine reversible oder irreversible Erkrankung handelt, also ob der Zahnnerv erhalten werden kann oder zugrunde geht.
aktualisiert am 12.07.2017