In unserem Mund leben viele Bakterien. Eine kleine Menge dieser Bakterien benötigen wir für das ökologische Gleichgewicht in unserem Mund. Wenn diese Bakterien überhand nehmen oder krankheitserregende (pathogene) Bakterien hinzukommen, drohen Zahnstein und schmerzhafte Zahnfäule (Karies) und Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis). Da wo die Zahbürste nicht hinkommt, nämlich in den Zahzwischenräumen, brauchen wir Hilfe. Hier kommt Zahnseide zum Einsatz. Welche sollte man nehmen? Gewachste oder ungewachste Zahnseide?
Die tägliche Zahnpflege ist eine wichtige Grundlage für gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch. Neben der Zahnbürste spielt dabei die Zahnseide eine entscheidende Rolle, denn sie reinigt dort, wo die Borsten nicht hinkommen - in den engen Zwischenräumen unserer Zähne. Doch viele fragen sich: Welche Zahnseide ist besser - gewachst oder ungewachst?
Zahnseide entfernt Speisereste und bakteriellen Zahnbelag (Plaque) aus den Zahnzwischenräumen, die beim Zähneputzen meist nicht vollständig erreicht werden. Ungefähr 40 Prozent der Zahnoberfläche können Sie nicht mit der Zahnbürste erreichen. Bleibt Plaque dort haften, kann es zu Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Karies und im schlimmsten Fall zu Zahnverlust kommen. Studien zeigen eindeutig, dass regelmäßiges Zähneputzen mit Zahnseide Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen deutlich reduziert - und das bereits nach wenigen Wochen.
Gewachste Zahnseide ist mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und dadurch etwas glatter und reißfester. Sie gleitet leichter durch enge Zahnzwischenräume und franst weniger aus.
Ungewachste Zahnseide besteht in der Regel aus einzelnen Nylonfäden ohne Beschichtung. Sie ist rauher in der Struktur und kann daher unter Umständen etwas gründlicher reinigen, da sie mehr „Widerstand“ bietet - allerdings reißt sie leichter und franst schneller aus.
Die gute Nachricht vorweg: Beide Varianten reinigen effektiv. In einer klinischen Studie mit 80 Patienten wurde der Einfluss von gewachster und ungewachster Zahnseide auf Plaque und Gingivitis untersucht - mit dem Ergebnis: es gibt keinen signifikantern Unterschied in der Wirksamkeit.
Auch bei Zahnfleischbluten im Zahnfleischspalt konnten nur minimale Unterschiede festgestellt werden - eine klare Empfehlung gibt es nicht. Jeder Patient kann selbst entscheiden, welche Zahnseide er am liebsten mag.
Info: In einer Patientenumfrage bevorzugten über 75 % gewachste Zahnseide – hauptsächlich wegen des besseren Handlings und Komforts
Experten sind sich einig: Entscheidend für die Wirksamkeit ist nicht die Art der Zahnseide, sondern wie und wie oft sie angewendet wird. Bei richtiger Technik (z.B. das adaptierte horizontal-vertikale Zahnseidenverfahren) reicht es bei gesunden Zähnen und Zahnflesich sogar aus, jeden zweiten Tag Zahnseide zu verwenden, um das Zahnfleisch gesund zu halten. Menschen, die zu Zahfleischblutungen neigen, sollten täglich ihre Zähne mit Zahnseide pflegen.
Wie so oft macht es die richtige Technik aus - und die braucht ein wenig Übung. Zur richtigen Haltung schneidet man sich 30 cm der Zahnseide ab. Dann wickelt man jeweils ein Ende der Zahnseide um einen Mittelfinger. Die Handflächen sollten sich dabei anschauen und etwa einen Abstand von 15 cm voneinander haben. Sind die Enden fixiert, dreht man die Handflächen nach unten und hält mit den Zeigefingern die Zahnseide in Position. Jetzt ist auch schon der schwierigste Teil geschafft und das "Seideln" kann begonnen werden. Hierfür beginnt man auf der rechten Seite, hinter dem letzten Zahn. Unter leichtem Vor - und Zurückziehen bewegt man die Seide an der Seite des Zahns von unten nach oben. Hat man das geschafft, ist der erste Zahnzwischenraum dran. Hier ist es wichtig, daran zu denken, dass ein Zahnzwischenraum von zwei Zahnwänden gebildet wird, die beide gereinigt werden müssen. Nach ca. 5 Zahnzwischenräumen sollte man die Stelle, mit der geseidelt wird, wechseln. Man wickelt dafür die Seide einfach von den Mittelfingern ab und ein paar Zentimeter weiter wieder drauf. Die ganze Technik ist nicht ganz einfach. Aber nur Mut, die Übung macht es und am Anfang kann man sich auch alles noch einmal genau vom Zahnarzt im Rahmen einer Professionellen Zahnreinigung zeigen lassen. Für all diejenigen, die sich mit einem Faden in der Hand nicht wohl fühlen gibt es auch Hilfsmittel. In Zahnseidehaltern ist die Zahnseide schon eingespannt und es kann ohne Knoten in den Fingern losgehen.
Zahnseide besteht meist gar nicht aus Seide, sondern aus dünnsten kleinen Baumwollfäden, die wie in einer kleinen Kordel miteinander verdreht sind. Es gibt gewachste und ungewachste Zahnseide. Die gewachste gleitet besser in die Zahnzwischenräume, neigt aber auch dazu, dem Anfänger aus der Hand zu gleiten. Für alle, die gerne ein kleines Geschmackserlebnis aus ihrer Mundhygiene machen wollen gibt es Zahnseide in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, von Pfefferminze bis Erdbeere.
Zahnseide ist nicht jedermanns Sache - vor allem, wenn die Zahnzwischenräume eng oder schmerzempfindlich sind. Zum Glück gibt es wirksame Alternativen: Interdentalbürsten und Mundduschen.
Studien zeigen, dass Interdentalbürsten bei der Entfernung von Plaque und der Verringerung von Zahnfleischentzündungen in größeren Zahnzwischenräumen mindestens genauso wirksam - oft sogar wirksamer - sind als Zahnseide. Auch Munddu
schen, wie z. B. Waterpik-Systeme, zeigten in klinischen Studien eine vergleichbare oder sogar bessere Wirkung als Zahnseide bei der Reduktion von Plaque und Zahnfleischbluten. Für Menschen mit Brücken, Zahnspangen oder eingeschränkter Feinmotorik stellen diese Hilfsmittel eine praktische und wirksame Ergänzung oder Alternative zur klassischen Zahnseide dar.
Wichtig ist, das individuell geeignete Hilfsmittel zu finden.
Zahnseide ist eine kostengünstige und ergänzende Möglichkeit, seine Zähne zu pflegen. Mit ein wenig Übung geht es ganz schnell. Und ein strahlendes Lächeln des eigenen Mundes ist jedem garantiert.
aktualisiert am 13.04.2025