Auch wenn uns Schauspieler, Stars und Sternchen etwas anderes beweisen wollen: Ein perfektes Gebiss von Natur aus besitzt kaum ein Mensch. In nahezu jedem Mund stehen einige Zähne zu eng, gekippt, verdreht oder befinden sich an der falschen Stelle. Allein in Deutschland tragen 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in ihrem Leben eine Zahnspange.
Dabei können Zahnfehlstellungen bzw. Kieferfehlstellungen angeboren sein. Oft können sie aber auf bestimmte „schlechte“ Verhaltensweisen in der Kindheit zurückgeführt werden. Nuckelt man als Kind zu lange am Schnuller oder lutscht am Daumen, kann sich diese Angewohnheit später durch schiefstehende Zähne rächen.
Experten schätzen, dass rund 40 Prozent aller Zahnfehlstellungen durch äußere Einflüsse zu erklären sind. Hierzu zählt auch unzureichende Mundhygiene in der Kindheit. Milchzähne sind gewissermaßen die Platzhalter für das bleibende Gebiss. Wenn die Milchzähne aufgrund mangelnder Mundhygiene allzu früh ausfallen, wachsen die bleibenden Backenzähne im Kiefer falsch ein und blockieren den Platz für ihre späteren Gebissnachbarn. Wenn nun die bleibenden Zähne zu eng beieinander stehen, kann dies zu Problemen beim Putzen führen. Sollte selbst Zahnseide nicht in die Zahnzwischenräume gelangen, können sich dort in aller Ruhe Bakterien ansiedeln – ein idealer Nährboden für Paradontitis und Karies.
Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sind vor Zahnfehlstellungen nicht geschützt, denn selbst im Erwachsenenalter können Zähne noch verrutschen und in eine falsche Stellung geraten. Hierzu muss man wissen, dass wir unser Gebiss jeden Tag beim Beißen, Sprechen, Kauen oder Lachen bis aufs Äußerste belasten. In manchen Fällen können die Zähne im Kiefer „wandern“, nämlich beim Versuch, eine Zahnlücke auszugleichen.
Wenn Zähne so krumm gewachsen sind, dass selbst Zahnseide keine Chance hat, die Zahnzwischenräume ordentlich zu reinigen, bedeutet dies optimale Bedingungen für Bakterien, die über kurz oder lang zu Parodontitis, Zahnfleischentzündungen oder Karies führen können. Weitere Probleme von Zahnfehlstellungen können sich beim Schlucken oder Kauen ergeben.
Wenn das Gebiss nicht richtig ineinandergreifen kann, führt dies kurz oder lang zu einer Überlastung einzelner Zähne bzw. des gesamten Kiefers. Die allzu stark strapazierten Zähne können in der Folge absterben oder frühzeitig ausfallen.
Wenn vordere Zähne so weit vorstehen, dass sich die Lippen nicht mehr richtig schließen lassen, ist eine Mundatmung die Folge. Hierdurch wiederum trocknen die Schleimhäute im Rachen, der Nase und dem Mund aus und werden besonders anfällig für Infektionen. Des Weiteren können sich die Zähne im Lauf der Zeit – bedingt durch die Zahnfehlstellung – noch weiter verschieben. Übermäßig belastet wird ferner das Kiefergelenk, was unter Umständen zu einem vorzeitigen Verschleiß führen kann.
Betroffen ist von Zahnfehlstellungen aber nicht nur der Mundraum, sondern der gesamte Organismus des Menschen. Weil das Gebiss nicht optimal sitzt und ineinander greift, neigen so manche Betroffene zu Kaustörungen und es können sich Schluckschwierigkeiten entwickeln. Wird die Nahrung im Mundraum nicht optimal zerkleinert, belastet das wiederum Magen und Darm und kann Verdauungsstörungen zur Folge haben.
Und selbst die Psyche kann durch eine Zahnfehlstellung belastet werden: Die Betroffenen entsprechen nicht dem gängigen Schönheitsideal und sind mitunter sogar Hohn und Spott ausgesetzt. Das hat ein mangelndes Selbstwertgefühl zur Folge, aus dem sich langfristig betrachtet gravierende psychische Probleme wie Angststörungen oder Depressionen entwickeln können.
Die Folgen von Zahnfehlstellungen können weitreichender sein, als so mancher Betroffener denken mag. Die gute Nachricht ist: Auch im Erwachsenenalter lassen sich Zahnfehlstellungen bzw. Fehlstellungen des Kiefers noch beheben. Hierbei handelt es sich um eine sinnvolle Investition in die eigene Gesundheit – spätestens dann, wenn negative Langzeitfolgen zu erwarten sind oder der Betroffene bereits unter solchen zu leiden hat.
Letzte Aktualisierung am 11.07.2017.