Mundtrockenheit wird in Fachkreisen auch Xerostomie genannt. Die Speicheldrüsen produzieren zu wenig Sekret und das kann sehr unangenehm sein, und gesundheitliche Folgen haben. Mundtrockenheit ist jedoch ein Symptom und keine Krankheit! Weshalb zu wenig Speichel produziert wird, kann ganz unterschiedliche Gründe haben und wird im Folgenden erläutert.
Zuerst einmal muss man wissen, weshalb Speichel wichtig ist, damit man versteht, welche Folgen es hat, wenn er nicht mehr produziert wird.
Der Speichel im Mund wird produziert von 3 großen Speicheldrüsen und vielen kleinen, die sich überall im Mund befinden. Also im Gaumen, auf der Zunge und der restlichen Mundschleimhaut.
Eine von den 3 großen Speicheldrüsen ist die Ohrspeicheldrüse. Sie ist die größte im menschlichen Körper und liegt hinter und neben dem Ohr. Ihre Ausdehnung ist von Jochbogen bis Kieferwinkel. Mit 20-30g ist sie relativ schwer. Diese Speicheldrüse produziert Sekret, der serös ist. Das Bedeutet, der Speichel aus ihr ist sehr flüssig und ohne Schleimzusatz. Sie enthält viel Amylase, das ist ein Enzym, welches im Mund schon mit der Verdauung beginnt, nämlich in dem Stärke zersetzt wird. Ihren Ausführungsgang kann man manchmal sogar sehen, er mündet in der Umschlagfalte im Oberkiefer neben dem 2. Backenzahn in den Mund. Ein bekanntest Krankheitsbild für die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) ist Mumps. Diese Kinderkrankheit wird durch Viren ausgelöst und führt zu abstehenden Ohren begleitet von Fieber und allgemeinen Krankheitserscheinungen.
Eine weitere große Speicheldrüse ist die Unterkieferspeicheldrüse. Sie liegt, wie der Namen schon sagt, zwischen Unterkiefer und einem Muskel im sogenannten Trigonum submandibulare. Ihren Ausführungsgang kann man ebenso sehr schön an sich selbst suchen: Er mündet neben dem Zungenbändchen, in der der Hungerwarze. Im Unterschied zur Ohrspeicheldrüse ihr Sekret nicht nur serös, sondern eine Mischform, man nennt es serö-mukös. Also flüssig mit schleimigen Zusätzen. Bekannt ist sie für ihre Anfälligkeit, was Speichelsteine betrifft.
Die 3. große Speicheldrüse ist die Glandula sublingualis, die Unterzungenspeicheldrüse. Sie ist lokalisiert beidseits des Zungenbändchens und hat mehrere Ausführungsgänge. Einer davon hat den selben Ausgang wie die Unterkieferspeiheldrüse, nämlich die Hungerwarze unter der Zunge. Diese Drüse prdouziert größtenteils mukösen Schleim.
Alle Drüsen zusammen, also groß und klein, produzieren täglich ca. 500-1500ml Speichel, also eine beträchtliche Leistung. Davon übernehmen die 3 Großen 90% der Arbeit. Der Speichel besteht zu 99% aus Wasser, den Rest machen andere Speichelbestandteile aus, die für die Zersetzung von Nahrungsmitteln und die Immunabwehr zuständig sind. Sogenannte Mucine, die im Speichel gelöst sind, schützen zum Beispiel die Schleimhäute vor mechanischen Reizungen. Antikörper der Klasse A, die auch in der Tränenflüssigkeit gelöst sind, stellen die erste Abwehrfront im Mund da. Da auch Nahrung nicht frei von Keimen ist, werden sie in dieser ersten Barriere direkt reduziert. Nicht zu vergessen ist die Übertragung von Mikroorganismens beim Küssen. Besonders kleine Kinder ertasten vieles mit dem Mund und stecken sich viele Gegenstände in die Mundhöhle. Würden die Keime nicht direkt in Schacht gehalten werden, wäre das für ein Baby lebensgefährlich. Lactoferrin ist in im Speichel gelöst, es ist ansonsten in der Muttermilch zu finden und gehört ebenso zur Immunabwehr und verhindert besonders Atemwegsinfektionen. Der Speichel hält also Viren, Bakterien und Pilze ab, in großer Anzahl in den Magen-Darm-Trakt zu gelangen und stabilisiert die Mundflora.
Viele verschiedene Enzyme, die hier nicht einzeln genannt werden sollen, verdauen den Nahrungsbrei vor, damit es der Magen und der Darm anschließend leichter haben. Erst wenn der Nahrungsbrei mit dem Speichel zu einem Bolus vermengt wird, können wir ihn ganz einfach schlucken. Wenn man schon mal versucht hat, eine Scheibe trockenes Toastbrot in kurzer Zeit ohne Wasseraufnahme herunter zu schlucken, weiß, was gemeint ist.
Für die Zahngesundheit ist Speichel besonders wichtig. Nehmen wir säurehaltige Dinge zu uns, zum Beispiel Zitrusfrüchte, Cola, Apfelschorle etc., sinkt der pH – Wert im Mund. Das bedeutet, ein säuerliches Milieu liegt vor. Das ist ganz besonders schädlich für den Schmelz. Denn er gibt Mineralien an den Speichel ab, darunter auch Fluorid und der Zahn wird wesentlich leichter angreifbar. Macht dieser Zustand den größten Teil des Tages aus, werden die Zähne extrem kariesanfällig. Das kann der Fall sein, wenn man immer mal wieder an einer Flasche eines solchen Getränkes nippt, oder viele, ganz kleine Mahlzeiten zu sich nimmt. So ist die Pause nie groß genug, damit sich der pH im Mund normalisieren kann. Zudem bindet der Speichel Bakterien und spült sie beim Schlucken weg.
Da Bakterien für die Entstehung von Karies neben vielen weiteren Faktoren mitverantwortlich sind, ist dies ein weiterer positiver Effekt. Speichel und Mundgeruch sind auch ganz besonders eng verknüpft. Hauptsächlich entsteht der nämlich, wenn Bakterien Schwefelverbindung produzieren. Den Geruch von diesen Verbindungen finden wir ekelhaft. Speichel bindet also die Schwefelverbindungen und spült die verantwortlichen Bakterien runter.
Für die Sprachbildung ist Speichel nicht ganz unerlässlich: typische Probleme bei Patienten mit zu geringer Speichelproduktion ist das Phänomen, dass die Zunge an „Gaumen klebt“ und die Sprache kloßig klingt. Ohne Speichel wird auch ein Gebiss weniger gut halten. Wir halten fest, dass Speichel elementar für die Nahrungsaufnahme, Sprachbildung, Immunabwehr und Zahngesundheit ist.
Um zu den Symptomen zu kommen, muss zuerst der Begriff Xerostomie und Hyposalivation gegeneinander abgegrenzt werden. Xerostomie bedeutet einfach nur Mundtrockenheit und Hyposalivation bedeutet, dass zu wenig Speichel produziert wird. Denn nicht jeder Patient, der über Mundtrockenheit klagt, hat zu wenig Speichel und nicht jeder, der zu wenig Speichel hat, klagt über Mundtrockenheit. Man sagt, dass die meisten Patienten über Mundtrockenheit klagen, wenn die Ruhespeichelfließrate (also wenn man nichts isst oder trinkt), um die Hälfte vermindert ist.
Die Hauptsymptome, die sogenannten Kardinalsymptome, sind Mundtrockenheit und Durst. Denn die Menge des Speichels im Mund gibt uns ein Feedback darüber, wie der Wasserhaushalt im Körper ist. Trockener Mund bedeutet also für uns : zu wenig Wasser im Körper, trinken!
Patienten mit Mundtrockenheit kennen das Problem, dass der Geschmack verfälscht ist. Im Speichel werden Aromen und Geschmacksstoffe gelöst und machen Essen für uns schmackhaft. Bei Speichelmangel wird Essen zu einem faden Erlebnis und die Lebensqualität leidet. Außerdem bringt das trockene Kauen Beschwerden bei der Zerkleinerung des Essens. In Folge dessen kommt es zu Verdauungsstörungen wie Sodbrennen, Brechreiz, Durchfall und Verstopfung. Das normale Schlucken ist schmerzhaft, da alles trocken und rau ist. Man hat somit ständig das Gefühl, Halsschmerzen oder Halskratzen zu haben.
Viele Patienten schämen sich zu sprechen oder trinken vorher noch mal einen Schluck Wasser, weil die Zunge am Gaumen klebt. Betroffene haben zudem gehäuft Zungen- und Mundbrennen, Stechen im Mund, die betroffenen Stellen können sogar taub werden oder sich zumindest taub anfühlen. Mundtrockenheit ist nicht selten verbunden mit trockenen Schleimhäute (Nasen, Ohren, Lippen). Patienten klagen über Augenbrennen und Geruchsstörungen und vermehrtes Nasenbluten. Die Trockenheit im Hals kann zu Heiserkeit und chronischem Husten führen.
Wird eine Prothese getragen, wird sie mit Sicherheit einen schlechten Halt haben und sich durch den wenigen Speichel wie ein Fremdkörper im Mund anfühlen. Wie man sieht, ist Mundtrockenheit ein komplexeres Problem, als man zunächst glaubt. Oft werden dese Symptome in der Praxis häufig vernachlässigt, bedeuten für den Patienten jedoch eine starke Einschränkung in der Lebensqualität.
Weitere Symptome, die der Arzt entdeckt, wenn er in den Patientenmund schaut, können folgende sein. Die Oberfläche im Mund glänzt normalerweise, da sie vom Speichel überzogen ist, das fehlt völlig. Es findet sich in keinen Nischen und auf nicht auf dem Mundboden eine Ansammlung von Speichel. Wenn man mit dem Finger über die Mundschleimhaut fährt, gleitet sie nicht wie gewöhnlich darüber, sondern man bleibt kleben und der Finger wird ausgebremst. Der Speichel, der vorhanden ist, ist zähflüssig und klebrig, aber keinesfalls sehr flüssig. Desweiteren sind auf der Zungenoberfläche zum Teil Einkerbungen, Fissuren und Risse zu erkennen, oft kombiniert mit einer Farbveränderung. Dadurch, dass der Speichel als Spülmedium fehlt, sind viele weiche Beläge zu finden. Der Zustand der Zähne wird nach lang anhaltender Mundtrockenheit noch viel mehr Zeichen aufweisen. Das Gebiss ist eventuell kariös zerstört oder zeigt zumindest schon eine starke Entmineralisation. Wir erinnern uns an die Funktion des Speichels zur Mineralisation.
Studien belegen, dass Patienten mit Xerostomie 15mal schneller Karies bekommen, als gesunde Patienten. Der Anteil an Patienten, die noch Mundgeruch haben, ist ziemlich hoch. Dadurch, dass die Zähne quasi „weicher“ werden, haben die Zähne viel stärkere Abnutzungsspuren als bei Gesunden. Durch den verminderten Speichelfluss ist das gesamte ökologische Gleichgewicht, also die Mundflora, völlig durcheinander geraten. Das Verhältnis von Immunabwehr, Bakterienanzahl und Pilzen stimmt nicht. So haben Pilzinfektionen und andere Entzündungen, hervorgerufen durch Bakterien oder Viren, ein leichtes Spiel, sobald eine kleine Schädigung der Schleimhaut vorliegt und diese Erreger eindringen können.
Wie bereits erwähnt, kann Mundtrockenheit auf verschiedene Wege entstehen. Eins haben alle gemeinsam: in der Mundhöhle kommt zu wenig Speichel an. Schuld können Medikamente sein, die den Teil der Nerven, die die Speichelsekretion ankurbeln, hemmen, oder ein Unfall, der die Drüse zerstört. Chemotherapie oder Bestrahlung bei Krebspatienten hat oft die gleiche Auswirkung. Nicht zu vergessen sind andere Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen und auch Auswirkungen auf die Speicheldrüsen haben.
Die Einnahme von bestimmten Medikamenten ist in Industrienationen bei Patienten ab dem 40. Lebensjahr sicherlich der Hauptauslöser für einen trockenen Mund. Wird das Medikament abgesetzt, normalisiert sich der Speichelfluss wieder. Medikamente, die eingenommen und geschluckt werden, also systemisch wirken, können dies genauso auslösen wie Medikamente, die örtlich aufgetragen werden. Insgesamt gibt es mehr als 400 Medikamente, die als Auslöser bekannt sind.
Als Medikamente kommen in Frage: Antidepressiva (Medikamente gegen Depressionen), Antiparkinsonmittel (Mittel gegen Parkinson), Diuretika (entwässernde Medikamente), Hypnotika (Schlafmittel), Antihistamika ( Medikamente gegen Allergien), Zytostatika (z.B. in Form von Chemotherapie), Blutdruck senkende Mittel, bestimmte Herzmittel, Asthmamittel und Augentropfen. Aber auch Beruhigungsmittel und Medikamente, die zur Einleitung einer Hypnose verwendet werden, können schuld sein. Bei diesen Medikamenten wird der Teil der Nerven gehemmt, der für die Produktion von Speichel verantwortlich ist.
Häufig wird bei älteren Patienten vermehrt Mundtrockenheit festgestellt. Bis zu einem gewissen Alter ist die Reduktion jedoch so klein, dass sie kaum feststellbar ist und im Körper durch andere Mechanismen ausgeglichen wird. Erst ab dem 80. Lebensjahr kann vermehrt eine „Alters-Xerostomie“ festgestellt werden. Drüsenzellen werden vermehrt durch Fett und Bindegewebe ersetzt. Davor muss man davon ausgehen, dass der trockene Mund wegen anderen Krankheiten entsteht oder wegen Medikamenten, die eingenommen werden. Ältere Menschen neigen auch dazu, zu wenig zu trinken und lösen damit einen trockenen Mund aus.
Natürlich können auch schwere Unfälle die Speichelsekretion unmöglich machen. Das Drüsenparenchym (Gewebe) kann teilweise oder ganz unwiederbringlich zerstört werden oder nervale Verschaltung funktioniert nach einem Trauma nicht mehr. Die Speicheldrüse erhält also die Information nicht mehr, dass Speichel produziert werden soll.
Tumore an einer Speicheldrüse selbst können dazu führen, dass das Drüsengewebe zerstört wird. Deswegen ist es oft nicht möglich, noch Speichel zu produzieren. Vorallem wenn eine oder beide Ohrspeicheldrüsen betroffen sind, ist es dramatisch, da sie den größten Teil an Speichel produziert und dazu noch den sehr flüssigen.
Andere Erkrankungen einer Speicheldrüse haben dieselbe Folge, es muss nicht unbedingt Krebs sein. Ein Beispiel wäre Mumps, welcher schon früher im text angesprochen wurde. Das ist eine Erkrankung, die durch Viren ausgelöst wird und zu einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse führt. Manchmal ist die Struktur des Ausführungsganges nach der Genesung verändert und es kommt zu einem Verschluss. Das Gewebe der Drüse hat sich zwar wieder erholt, der Speichel kann aber nicht in die Mundhöhle abgegeben werden. Ein kurzzeitiger Verschluss des Ausführungsganges kann entstehen, wenn Speichelsteine den Weg blockieren. Das sind Ablagerungen, die herausgespült werden können, oder erst durch Stoßwellen zerkleinert und dann rausgespült werden. Hilft das alles nicht, können sie mit einer Fangkorb-ähnlichen Konstruktion „geangelt“ werden.
Eine Verengung des Ausführungsgangs kann auch angeboren, durch Unfälle oder nach Operationen erfolgen. Hat ein Patient im Kopf-Hals-Gesichtsbereich eine bösartige Erkrankung, ist eine Chemotherapie oder Bestrahlung oft unumgänglich, um das Leben desjenigen zu retten. Dabei wird schnell das empfindliche Drüsengewebe zerstört und diese Zerstörung ist nicht rückgängig zu machen. Die Folge sind, je nachdem, welche und wie viele Speicheldrüsen betroffen sind, eine stärkere oder schwächere Mundtrockenheit.
Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Überreaktion des eigenen Gewebes. Syndrom wird immer dann ein Krankheitsbild bezeichnet, wenn verschiedene Symptome gleichzeitig miteinander auftreten, der Grund der Entstehung jedoch nicht ausreichend geklärt ist. Man geht von einem genetischen Hintergrund aus, Auslöser können bestimmte Viren sein. Es wurde außerdem beobachten, dass das Sjögren-Sydnrom gehäuft mit u.a. Arthritis kombiniert auftritt. Deswegen spricht man von der Sjögren – Trias (Dreiheit): chronische Entzündung von Tränen- und Speicheldrüsen und damit verminderte Sekretion von Flüssigkeit, sowie als drittes die Arthritis. Die Ohrspeicheldrüse schwillt an und anschließend versiegt der Speichelaustritt. Die Augen beginnen zu jucken und zu brennen, und werden immer trockener (Keratoconjunctivitis sicca). Die Therapie der Krankheit sieht die Milderung der Symptome vor.
Systemische Erkrankung bedeutet, dass sich die Erkrankung und die Folgen auf den gesamten Körper auswirken und nicht nur lokal. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die sich auf die Drüse auswirken, ohne das Gewebe im klassischen Sinne „kaputt“ zu machen. Vielmehr wird in den Stoffwechsel eingegriffen oder die Anknüpfung an das Nervensystem blockiert. Der Wasserhaushalt steht in sehr engem Zusammenhang mit den Speicheldrüsen. Da der Speichel zu 99% aus Wasser besteht, ist das soweit nur logisch. Da die Niere eine zentrale Rolle im Wasserhaushalt des Körpers einnimmt, werden alle chronischen Erkrankungen der Niere (Nephropathien) dazugezählt. Ähnliche Auswirkung hat eine Nebennierenschädigung und die Zuckerkrankheit, wenn sie nicht richtig eingestellt ist durch Medikamente. Es sammelt sich zu viel Zucker im Urin an und das hat weitreichende Folgen für den gesamten Wasserhaushalt. Der lang anhaltende Wasserverlust ist zwar keine systemische Erkrankung, soll aber im Rahmen des Wasserhaushaltes genannt werden. Flüssigkeitsverluste treten ein bei großen Blutverlusten, bei viel zu kleiner Wasseraufnahme und bei übertriebener Flüssigkeitsausscheidung (zum Beispiel bei Diabetes, Erbrechen, starkes Schwitzen). Der Organismus trocknet aus und die letzten Wasserreserven werden für lebensnotwendige Vorgänge nötig, es folgt eine Mundtrockenheit, Xerotomie. Eine Störung des Nervensystems, das sich auf die nervale Versorgung des Drüsengewebes auswirkt, kann auch Schuld an der Mundtrockenheit sein.
Liegt ein Patient im Koma oder muss aus anderen Gründen künstlich ernährt werden, muss kaum Speichel produziert werden. Hält dieser Zustand eine lange Zeit an, bildet sich das Drüsengewebe zurück und produziert auch danach erst einmal weniger Speichel. Ganz so dramatisch muss es nicht sein, auch bei Schmerzen an Zähnen und im Mundraum nimmt man oft eine Schonhaltung ein und bevorzugt flüssigere Speisen. Die Rückbildung der Speicheldrüse ist jedoch umkehrbar.
Bevor ein Patient untersucht wird, muss er in der Regel einen Anamnesebogen ausfüllen. Es gibt ihn in der ganz allgemeinen Form, für Xerostomie-Patienten beeinhaltet er natürlich spezielle Fragen. Er könnte so in etwa aussehen:
Ist der lange Fragebogen abgearbeitet, kann der Patient untersucht werden. Am besten erfolgt ein vollständiger, routinemäßiger Zahnstatus. Dabei werden alle Zähne angeschaut und auf Karies oder defekten Zahnersatz untersucht. Es wird geschaut, ob der Zahn auf Kälte reagiert und ein Klopfen auf die Zahnkrone als unangenehm empfunden wird. Man kontrolliert, ob die Zähne locker sind und wie der Zustand des Zahnfleisches ist. Unter Umständen werden Röntgenbilder angefertigt. Besonderer Augemerk wird auf den Zustand der Mundschleimhaut gelegt. Sie zeigt, ob Entzündungen oder Pilzbefalle vorliegen. Der Arzt registriert während der Untersuchung natürlich die Konsistenz und die Menge des Speichels. Ob sich am Mundboden ein See aus Flüssigkeit bildet, ob die Mundhöhle trocken und rissig wirkt und ob die Oberfläche matt und trocken ist.
Ist der Innenraum des Mundes untersucht, schaut sich der Arzt den Patienten von außen an. Er achtet darauf, ob die Augen- und Nasenschleimhäute ebenfalls auffällig trocken sind, oder nicht. Die Lymphknoten werden abgetastet, um eine Entzündung oder einen Tumor erkennen oder ausschließen zu können. Die 3 großen Speicheldrüsen werden von innen und außen abgetastet, so wie ihr Ausführungsgang. Das Gewebe wird auf Härte, Schmerzempfindlichkeit und Oberflächenveränderung untersucht.
Anschließend wird die Menge des produzierten Speichels gemessen. Da nicht jeder Patient mit verminderter Speichelfließrate dies auch so empfindet und dafür manch Gesunder glaubt an Xerostomie zu leiden, muss es einen objektiven Test geben. Der vogestellte Test wird gleichermaßen bei Mundtrockenheit als auch bei zu übermäßiger Speichelproduktion verwendet. Es wird die Menge an Speichel in ml pro Minute ermittelt. Natürlich müssen Parameter wie Alter, Geschlecht, Psyche, Größe der Drüse und Tagesrhythmus berücksichtigt werden. Ein Problem dabei ist, dass unterschiedliche Werte als „normal“ in der weltweiten Fachliteratur als „normal“ angegeben werden. Eine Einigkeit darüber besteht also noch nicht.
Generell wird unterschieden in den Ruhespeichel und den stimulierten Speichel. Der Ruhespeichel wird definiert als Speichel, der ohne Stimulation produziert wird. Der stimulierte Speichel bedeutet das Gegenteil, also beim Essen, oder beim Riechen von leckeren Dingen.
Vor der eigentlichen Messung schluckt der Patient kräftig, unmittelbar danach wird 2 Minuten Speichel im Mundboden gesammelt. Der Untersucher überprüft während der Untersuchung, ob der Proband nicht schluckt. Außerdem soll der Patient möglichst ruhig halten und keine Bewegungen mit Zunge, Wange und Lippe ausführen, um nicht den Speichelfluss anzuregen. Wenn die Zeit abgelaufen ist, wird das Sekret in einen Messzylinder gegeben, der Vorgang sollte nicht länger als 3-5 sec. dauern, damit das Ergebnis nicht durch nachlaufenden Speichel verfälscht wird. Ist die Probe durch Blut oder andere Produkte verunreinigt, muss sie verworfen werden. Anschließend wird die Menge im Messzylinder abgelesen und ausgewertet.
Vor Beginn der Messung kaut der Proband 30 sec. lang auf einem zuckerfreien Kaugummi oder auf einem Paraffinstreifen. Es gibt auch extra Produkte mit 5% Zitronensäure, die den Speichelfluss stark anregen. Bei Prothesenträgern kann man extra Kaugummis benutzen, die nicht am Zahnersatz kleben bleiben. Nach den 30sec. wird einmal kräftig geschluckt und anschließend der gesamte anfallende Speichel in der Mundhöhle gesammelt. Schlucken sollte wieder vermieden werden. Durch die sitzende Position mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln kann es eine Hilfe sein. Der Speichel wird wieder in den Messzylinder überführt und die Menge abgelesen. Um etwas mit der gewonnenen Menge anfangen zu können, muss man wissen, weil viel Speichel gesund, was zu viel und was zu wenig ist.
Beim Ruhespeichel geht man davon aus, dass 0,25-1ml in der Minute als „normal“ gelten können. Zu wenig Speichel wird produziert bei 0,1-0,25ml/ min und von Mundtrockenheit,m also Xerotomie spricht man bei einem Ruhespeichel von weniger als 0,1ml pro Minute. Beim stimulieren Speichel ist alles im Normbereich zwischen 1-3,5ml/min, vermindert bei 0,5-1ml/min und viel zu wenig (=Xerostomie) bei unter 0,5ml/min.
Nach Anamnese, Untersuchung von außen und innen, sowie des Messung der Speichelfließrate, hat der normale Zahnarzt alles ausgeschöpft. Es gibt weitere Untersuchungen, die kosten- und zeitintensiv sind und nicht jeder Arzt verfügt über das Wissen und die Ausstattung. Der Speichel kann beispielsweise genauer untersucht werden, auf seinen pH, die Flüssigkeit und seine Zusammensetzung. Insbesondere Infektionen durch Keime könnten so nachgewiesen werden. Wurden alle Untersuchungen gemacht und die Ursache trotzdem nicht herausgefunden, muss der Patient zu einem anderen Arzt überwiesen werden. Möglicherweise liegt eine Allgemeinerkrankung vor, die ihm bis zu dem Zeitpunkt unbekannt war.
Allgemeinerkrankungen, systemische Erkrankungen und das Sjögren-Snydrom müssen in der Therapie separat behandelt werden, da natürlich die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund steht. Oft löst sich die Xerostomie wie in Luft auf, wenn beispielsweise der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) adäquat und konsequent behandelt wird. Dieses Behandlungsmuster entspricht einer kausalen Behandlung. Liegt die Ursache an der Medikamenteneinnahme, kann unter Absprache mit dem Hausarzt oder Internisten ein Wechsel des Präparates gewagt werden. Das Medikament darf natürlich nicht auch zu Mundtrockenheit führen, sollte aber die gleiche Wirkung haben. Immerhin lösen 400 verschiedene Medikamente Mundtrockenheit aus. Oft greifen Patienten zu nicht rezeptpflichtigen Nasensprays oder Anti-Allergiemitteln; diese enthalten auch den austrocknenden Wirkstoff. Die wenigsten Patienten wissen das.
Können nur die Symptome gelindert werden, spricht man von einer symptomatischen Behandlung, damit soll erreicht werden, die Lebensqualität der Patienten wieder zu verbessern. Ist das Drüsengewebe zum Beispiel unwiederbringlich zerstört, kann der Arzt nur eine symptomatische Therapie vorschlagen. Den Grund der Mundtrockenheit, das zerstörte Gewebe, lässt sich nicht rückgängig machen.
Der Patient kann aufgefordert werden, regelmäßig zuckerfreien Kaugummi zu kauen, um wenigstens in der Stimulationsphase mehr Speichel im Mund zu haben. Macht dies der Patient über Monate, kann sogar eine dauerhaft stärkere Speichelsekretion erreicht werden. Werden dem Kaugummi weitere, vor allem saure, Geschmackststoffe hinzugefügt, wird der Speichelfluss noch stärker angeregt.
Bei Patienten, die kaum noch Speichel haben, weil sie nicht mehr kauen, z.B. wegen einer schlecht sitzenden Prothese, sollten sich einen neuen Zahnersatz anfertigen lassen. Das geschrumpfte Drüsengewebe wird sich schnell an die neue Situation gewöhnen und wieder auf Hochtouren arbeiten. Besonders wichtig ist natürlich, dass der Patient genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Alle Maßnahmen bringen nichts, wenn im Körper zu wenig Wasser zirkuliert, das für wichtigere Stoffwechselprozesse benötigt wird. Bevorzugt sind Wasser oder zuckerfreie Tees. Empfohlen werden 8-10 Tassen am Tag. Stark zucker-, koffein-, oder säurehaltige Getränke, wie Säfte, Cola oder Kaffee, natürlich auch Alkoholika, sollten gemieden oder wesentlich seltener getrunken werden. Stark Gewürztes oder Salziges löst oft Schmerzen aus und wird meistens freiwillig gemieden. Bei der Wahl der Nahrungsmittel sollte man viel Obst und Gemüse wählen, dieses hat von Natur aus einen hohen Wassergehalt. Bei Bedarf können die Produkte püriert und mit Joghurt gemischt werden. So bekommt man eine Abwechslung in den Speiseplan und nimmt viel Flüssigkeit zu sich. Milchshakes bieten sich an, genauso wie Brühe, Eier, Geflügel und getunktes Brot. Toastbrot hingehen, sowie sehr saures Obst und Chips und Schokolade haben einen nachteiligen Effekt. Die Patienten müssen auf eine optimalere Mundhygiene hingewiesen werden. Durch den fehlenden Speichel ist die Kariesaktivität erhöht, wie eingangs dargestellt. Die Luft im Wohnraum, aber besonders im Schlafzimmer kann angefeuchtet werden, eine Luftfeuchtigkeit von 60% ist anzustreben. Ein Luftbefeuchter kann dabei eine große Hilfe sein.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, muss auf Alternativen umgestiegen werden. Es gibt pharmakologische Produkte, die den Speichelfluss stimulieren sollen oder ihn ersetzen. Es gibt also eine Reihe von Medikamenten auf dem Markt, zu nenne wäre beispielsweise Cevimelin, welches statt Kaugummi die Speichelproduktion anregt.
Reicht das nicht, kann Speichel künstlich ersetzt werden. Neutrale, aromatisierte oder Öllösungen stehen zur Verfügung. In Kunstspeichelsprays werden noch Fluoride zum Schutz gegen Karies und Mineralsalze sowie Gleitmittel hinzugefügt. Der Effekt hält meistens nicht lange an, da diese Ersatzstoffe schnell heruntergeschluckt werden.
Patienten, die bestrahlt wurden, haben oft doppeltes Leid: Einmal ist das Drüsengewebe durch die Bestrahlung oder Chemotherapie beschädigt, und zum anderen wurde der Patient unter Umständen im Kopf-Gesichtsbereich operiert und es wurden Teile einer oder mehrerer Speicheldrüsen entfernt. Der negative Effekt der Chemotherapie und Bestrahlung bildet sich teilweise von allein zurück. Aber einer bestimmten Strahlendosis ist die Hoffnung jedoch unbegründet. Neue, schonendere Verfahren zum Schutz der Speicheldrüsen finden bereits in der Klinik Anwendung.
Letzte Aktualisierung am 07.08.2012.