Die Weisheitszähne (Dentes serotini) zählen zu den Backenzähnen (Molaren) des erwachsenen Gebisses. Sie brechen frühestens um das 16. Lebensjahr durch, voraussagen kann man den Zeitpunkt allerdings nicht. Manche Zähne sind angelegt und vollständig ausgebildet, brechen aber nie durch, bei anderen Zähnen dauert es bis über das 40. Lebensjahr hinaus bis sie zu sehen sind. Gelegentlich sind Weisheitszähne gar nicht angelegt. Entwicklungsgeschichtlich werden die Weisheitszähne schon sehr lange nicht mehr gebraucht, so dass Unregelmäßigkeiten nicht sehr auffallen. Ihr Aussehen ist nicht einheitlich, die Anzahl der Höcker auf der Kaufläche schwankt ebenso wie die Zahl der Wurzelspitzen.
Manche Weisheitszähne bereiten dadurch Probleme, dass sie sich unter dem nebenstehenden Backenzahn verkeilen, manchmal wachsen sie auch nicht senkrecht nach oben sondern können waagerecht nach vorne wachsen, sozusagen in den benachbarten Backenzahn hinein. Es ist bislang eine Glaubenssache, ob solche Weisheitszähne die Kraft haben, durch das waagerechte Wachstum die gesamte Zahnreihe zu verschieben. Besonders da sich der Kiefer von Natur aus im jungen Erwachsenenalter, kaum dass er ausgewachsen ist bereits wieder umformt, sehen manche Ärzte das Zusammentreffen mit einem sich ungünstig entwickelnden Weisheitszahn als Zufall an.
Da die Weisheitszähne als letzte durchbrechen, haben sie im Kiefer von allen Zähnen am wenigsten Platz, so dass hier verschiedene Probleme auftreten können. Zum einen kommt es des öfteren nur zum teilweisen Durchbruch des Weisheitszahnes, so dass er stellenweise noch mit Zahnfleisch bedeckt ist. Dadurch können sich leicht Bakterien unter dem Zahnfleisch ansammeln, was dann zu einer Zahnfleischentzündung oder einem Abszess führen kann.
Auch Kariesbakterien haben dort leichtes Spiel, zudem ist der Weisheitszahn meist weicher als die anderen Zähne, da er schlechter mineralisiert. Daher können bei ihm leichter Teile weg brechen, besonders wenn er zusätzlich durch Karies geschwächt wird.
Wenn der Zahn bereits Beschwerden macht, zum Beispiel weil er nur teilweise durchgebrochen ist (teilretinierter Weisheitszahn), ist meist eine Operation erforderlich, um das Problem zu beseitigen. In den meisten Fällen reicht eine lokale Betäubung aus (Lokalanästhesie), so dass der chirurgische Eingriff ambulant in einer Praxis durchgeführt werden kann und der Patient direkt nach der Operation nach Hause gehen kann. Werden mehrere Weisheitszähne gleichzeitig entfernt, vorzugsweise von derselben Gebißseite, entscheiden sich einige Patienten auch für eine Operation unter Vollnarkose. Solche Operationen führen hauptsächlich Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen durch.
Allerdings sind die Komplikationen einer Vollnarkose höher als bei einer lokalen Anästhesie. Manchmal ist einer Vollnarkose unumgänglich, besonders bei sehr komplizierten Eingriffen.
Die Operation ist nicht ohne Risiken. Bei den oberen Weisheitszähnen passiert es manchmal, dass sie in die benachbarte Nasennebenhöhle einbrechen. Diese Komplikation ist aber selten. Die Hauptursache ist, dass die Nasennebenhöhle nur durch eine sehr dünne Knochenplatte von der Mundhöhle getrennt ist.
Sehr selten kann der Weisheitszahn während der Operation bei ungünstiger Lage in das Weichteilgewebe der Wange rutschen. Normalerweise muss der Zahn in diesen Fällen dort belassen werden und in einer späteren Operation von dort entfernt werden. Eine einfache Weisheitszahnoperation in der Zahnarztpraxis dauert etwa 30 Minuten, muss der Zahn im Kiefer geteilt werden weil die Wurzeln ein herausziehen verhindern, dann dauert es etwas länger. Erfahrene Operateure brauchen deutlich weniger Zeit, um Weisheitszähne zu entfernen. Ist der Zahn gezogen wird die Wunde im Zahnfleisch genäht und am besten sofort mit der Kühlung angefangen. Nach ein paar Tagen können die Nähte gezogen werden.
Die betroffene Seite sollte für mindestens 24 Stunden gekühlt werden, besonders eignen sich wieder verwendbare Kühlpackungen, die im Eisfach aufbewahrt werden. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Kälte nie direkt auf die Haut kommt. Stattdessen kann man die Kühlpackung in ein Tuch oder einen Waschlappen stecken, damit es nicht zu Kälteschäden kommt. Zwar helfen auch kalte, feuchte Umschläge, jedoch sollte auf keinen Fall eine eiskalte Kühlpackung mit dem feuchten Lappen kombiniert werden, da hierbei sehr schnell Erfrierungen auftreten.
Typischerweise tritt nach der Operation eine Kiefersperre auf, das heißt der Mund kann am Anfang nur fingerbreit geöffnet werden. Das gibt sich aber in den nächsten Tagen. Mit ein wenig Training verbessert sich das Problem sogar noch schneller. Dazu wird der Daumen gegen die oberen Schneidezähne und der Zeigefinger gegen die unteren gedrückt und der Kiefer somit vorsichtig ein Stückchen geöffnet. Wegen dieses Problems empfehlen viele Ärzte weiche Kost wie Apfelmus oder Babybrei, der Vorteil hiervon ist, dass Apfelmus und andere Breie auch kalt gut schmecken und den Mund zusätzlich von innen kühlen. Im Prinzip kann alles gegessen und getrunken werden allerdings eignen sich säurehaltige Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte oder scharfe Lebensmittel wie Chili nicht. Durch sie wird die Wunde gereizt und beginnt zu schmerzen.
Auf Grund des meist nötigen Schmerzmittels sollte auch auf Alkohol verzichtet werden. Nach dem Essen sollten die Zähne mit einer weichen Zahnbürste geputzt werden. Falls das nicht möglich ist, gibt es verschiedene geeignete Mundspüllösungen. Ebenso sollte für eine schnelle Wundheilung auf Nikotin verzichtet werden, außerdem sind Sport, Saunagänge, Solariumbesuche und Sonnenbaden nicht empfehlenswert, weil sie die Durchblutung steigern und zu einer Anschwellung des Wundbereichs führen. Wundheilungsstörungen können die Folge sein. Entzündet sich die Wunde, wird meist ein Antibiotikum gegeben. Manche Zahnärzte empfehlen Mundspülungen mit Arnikalösung, damit es gar nicht erst zur Entzündung kommt. Arnika wirkt entzündungshemmend.
Außerdem gibt es pflanzliche Präparate, die die Schwellung des Wundbereiches mindern, wenn sie bereits vor der Operation eingenommen werden. Da das Naseschnäuzen zu einem Blutrückstau in der Wunde führt und es somit zu einer erneuten Blutung aus der Wunde kommen kann, sollte das Schnäuzen vorsichtig geschehen. Längerfristig sollte auf Grund der Knochenwunde für etwa ein halbes Jahr auf sehr harte Nahrungsmittel wie Nüsse verzichtet werden, da der Knochen das eventuell nicht aushält und durchbricht. Wer nicht darauf verzichten möchte, der kann bei nur einer operierten Seite vorsichtig auf der anderen Seite kauen.
aktualisiert am 12.12.2016