Weisheitszähne sitzen, von der Mittellinie aus gerechnet, jeweils an achter Stelle im menschlichen Gebiss. Der ganz hinten sitzende Zahn wird zum Kauen gar nicht mehr gebraucht. Jedoch kann er im Laufe der Zeit Probleme bereiten. Dabei passt es zur Sonderstellung von Dens sapiens (so der lateinische Ausdruck), dass sich dieser Zahn erst spät ausbildet und damit auch „der Zahn, der selbst den Eltern unbekannt ist“, genannt wird.
In dem betreffenden Alter stellt sich oftmals die Frage, ob die Weisheitszähne gezogen werden sollten. Und könnten diese sogenannten dritten Molaren komplett, in einer einzigen OP, entfernt werden?
Tatsächlich tauchen, mit dem Hervorbrechen der Weisheitszähne, viele Fragen (und häufig auch Probleme) auf und gerade Laien fällt die Entscheidung schwer. Zudem kursieren unterschiedliche Thesen und Lehrmeinungen zum richtigen Umgang mit Weisheitszähnen.
Denn die können nicht nur beim Durchbrechen schmerzen, sondern durchaus auch das übrige Gebiss schädigen. Meist gibt es Probleme durch einen Platzmangel, der zu Fehlstellungen an anderen Zähnen führt und mit unserer Evolution zu tun hat. Schließlich hat sich der menschliche Kiefer sukzessive verkürzt. Damit kann eine Extraktion (Entfernung) der Weisheitszähne zum Schutz der übrigen Zähne angezeigt sein.
Oftmals kommt es zu Schwellungen und Entzündungen, wenn die Weisheitszähne hervorbrechen. Auch Schmerzen beim Schlucken und Reden sind gar nicht so selten. Damit kann der Leidensdruck für die Betroffenen groß sein. Insofern scheint eine Entscheidung für die „Radikallösung“ durchaus verständlich.
Dennoch müssen Weisheitszähne nicht zwangsläufig entfernt werden. Ausschlaggebend ist dabei die Frage, ob und wie stark das übrige Gebiss durch den Neuankömmling bedroht wird. Röntgenologische Voruntersuchungen sind zur weiteren Klärung sinnvoll. Werden danach Komplikationen befürchtet, erfolgt der Eingriff oftmals zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr. Zu lange warten ist dann nicht sinnvoll.
Schmerzen beim Kauen, Entzündungen an Zahnfleisch und/oder der Wurzel bzw. Karies am Weisheitszahn legen ebenfalls eine Extraktion nahe.
Dabei können bereits durchgebrochene Zähne, wie andere Backenzähne auch, in aller Regel normal, sprich: ohne OP, entfernt werden. Ist der Weisheitszahn noch unter seinem Zahnfleisch verborgen, muss dagegen operiert werden.
Umstritten ist indes die Frage, ob die Weisheitszähne nach und nach operiert oder aber in einem einzigen Eingriff komplett entfernt werden. Dies war früher durchaus üblich und wird von manchen Zahnmedizinern und Oralchirurgen bis heute favorisiert. Begründet wird dies damit, dass sich der Patient einen weiteren Eingriff erspart und selbst dieser umfangreiche Eingriff noch ohne Vollnarkose möglich ist.
Andere Zahnärzte gehen dagegen davon aus, dass die Folgen (Schmerzen, Probleme beim Kauen etc.) bei einer Komplettentfernung zu groß sind. Daher werden die Weisheitszähne oft zunächst nur in einer Mundhälfte entfernt und erst dann, wenn diese Seite verheilt ist, erfolgt ein zweiter Eingriff. Es gilt also abzuwägen, und letzten Endes hat jede der beiden Methoden Vor- wie auch Nachteile.
Bei der Entfernung auf nur einer Seite sind die Schwellungen und Schluckbeschwerden natürlich weitaus geringer ausgeprägt. Dafür dauert es länger, bis das Thema Weisheitszähne erledigt ist und der Mund wieder komplett verheilt ist.
Insofern muss sich die Frage nach dem idealen Ablauf und Zeitplan jeder Betroffene für sich selbst beantworten und letzten Endes auch seinem Zahnarzt bzw. Oralchirurgen vertrauen. Schließlich gibt es Mediziner, die die recht aufwändige Extraktion von Weisheitszähnen auch aus Gründen der internen Praxisabläufe lieber auf zwei Termine aufsplitten.
aktualisiert am 26.01.2017