Weisheitszähne sind die hintersten Backenzähne im menschlichen Gebiss, von Zahnärzten kurz „Achter“ genannt. Ihre Besonderheit: Erst ab dem 16. Lebensjahr, oft auch erst viel später, treten sie hervor. Einige Fachleute halten sie für ein Relikt aus der Steinzeit, als noch viel faserige Rohkost mit den Zähnen gründlich zerkleinert werden musste, andere Wissenschaftler für ein urzeitliches Überbleibsel des viel zahnreicheren Gebisses der menschlichen Vorfahren. Wie dem auch sei, die Weisheitszähne sind mittlerweile im Kauapparat funktionslos.
Entgegen der landläufigen Meinung müssen sie jedoch nicht unter allen Umständen gezogen werden.
Beim „Durchbruch“ des Weisheitszahnes am Ende der Reihe der Backenzähne kann es eng werden im Kiefer. Es gibt Studien, die einen zwangsläufigen Platzmangel im Kiefer belegen, und andere, die das genaue Gegenteil beweisen.
Doch wenn dieser Fall eintritt, wird enormer Druck auf die nächstgelegenen Molaren ausgeübt. Zuweilen verkanten sich die Zähne geradezu und sitzen schief, retiniert, im Kiefer. Die mögliche Folge: Ein ungleicher „Biss“, Probleme bei der Zahnhygiene und die Bildung entzündungsgefährdeter Zahnfleischtaschen. Die entstehen auch dann, wenn der Weisheitszahn teilweise noch im Kiefer steckt. Dies alles kann, muss aber nicht zwangsläufig passieren.
Viele Zahnärzte plädieren pauschal für das vorsorgliche Ziehen aller Weisheitszähne, einige Kieferorthopäden sogar für die chirurgische Entfernung der Weisheitszahn-Ansätze im Kiefer eines Kindes oder Jugendlichen unter Vollnarkose. Viele Patienten und auch Mediziner wiederum stehen auf dem Standpunkt: So lange ein Zahn keinen Ärger verursacht, wird nicht gezogen.
Ganzheitlich arbeitende Zahnärzte verweisen auf einen Zusammenhang zwischen Energiehaushalt, Immunsystem und Weisheitszähnen. Unzulänglich verheilten Wunden von gezogenen Weisheitszähnen wird Störfeldcharakter nachgesagt, doch gleiches gilt auch für kranke Weisheitszähne: In beiden Fällen wird die Immunabwehr geschwächt.
Ohne medizinische Notwendigkeit sollte kein Weisheitszahn gezogen werden, bevor der Kiefer ausgewachsen ist, und das ist erst etwa ab dem 21. Lebensjahr der Fall. Patienten sollten daher ruhig eine zweite Meinung einholen, wenn ihr Zahnarzt zur Extraktion drängt. Das vorsorgliche Ziehen von drei oder vier gesunden Weisheitszähnen will gut überlegt sein: Der Eingriff verlangt Routine und Nachsorge.
aktualisiert am 14.06.2017