Natürlich ist der eigene Zahnarzt die erste Anlaufstelle, wenn es an den Zähnen oder im Rachenraum ein Problem gibt. Tatsächlich ist es so, dass selbst Zungenerkrankungen in aller Regel durch Zahnmediziner diagnostiziert werden.
Daher werden auch Probleme im Bereich der Backenzähne, wie Karies oder drohende Fehlstellungen an anderen Zähnen, in aller Regel bei Routineuntersuchungen entdeckt. Dann stellt sich die Frage, bei welchem Fachmediziner die weiteren Schritte erfolgen. Viele Betroffene denken an eine zahnmedizinische Fachklinik oder andere Spezialisten. Dabei lassen sich notwendige Extraktionen (Entfernungen) von Backen- und Weisheitszähnen durchaus ambulant, in der Praxis eines niedergelassenen Zahnarztes, durchführen. Insofern wird es von der genauen Diagnose abhängen, ob ein Chirurg ins Spiel kommt oder nicht.
Tatsächlich ist es so, dass der so genannte dritte Molar eine Sonderstellung in unserem Mund hat. Denn Weisheitszähne brechen ungewöhnlich spät, manchmal auch gar nicht durch das Zahnfleisch.
Zudem weisen jene Zähne, die ganz hinten im Mund sitzen und zum Kauen gar nicht mehr gebraucht werden, eine eigenartige Form und Wurzelbildung auf. Oftmals muss daher der Zahn bei seiner Extraktion gespalten und/oder das Zahnfleisch gelöst und abgeklappt werden.
Spätestens dann, wenn alle Weisheitszähne auf einmal gezogen werden, kommen zahnmedizinische Fachkliniken mit ihren Spezialisten ins Spiel. Manipulationen in verschiedenen Kieferregionen im selben Eingriff stellen ohnehin ein Problem dar. Denn dann müssen größere Mengen an Lokalanästhetikum (örtlichem Betäubungsmittel) verabreicht werden oder der Eingriff muss unter Vollnarkose erfolgen. Im Regelfall wird daher bei einem ambulanten Termin in einer Praxis auch jeweils nur ein Zahn gezogen oder in einem Kieferquadranten plombiert.
Spezielle Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen besitzen eine Ausbildung, die weit über ein reines zahnmedizinisches Fachstudium hinaus geht. Zumindest in Deutschland haben Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen sowohl Human- als auch Zahnmedizin studiert und ihre Qualifikation damit in aller Regel im Rahmen einer Doppelapprobation erreicht. Zu deren Haupttätigkeiten gehören unter anderem Implantate, aber auch Wiederherstellungsverfahren nach Unfällen.
Daneben gibt es so genante Oralchirurgen, die nach ihrer Approbation als Zahnarzt eine Weiterbildung absolviert haben. Hier gelten dann Zahnfreilegungen und operative Weisheitszahnentfernungen zu den typischen Fachaufgaben und Eingriffen. Zudem fertigt auch der Oralchirurg Zahnimplantate oder führt Re-Implantationen von Zähnen durch.
Damit präsentiert sich das Angebot für Laien durchaus unübersichtlich – vermutlich einer der Gründe, warum so häufig in den einschlägigen Foren nach dem idealen Ansprechpartner für Weisheitszähne gesucht wird.
Tatsächlich ist es gar nicht so selten, dass bei ein und demselben Versicherten ein Weisheitszahn durch den eigenen Zahnmediziner gezogen und ein anderer in einer zahnmedizinischen Fachklinik operativ entfernt wurde. Insofern ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient, gerade vor Eingriffen an den Weisheitszähnen, unverzichtbar. Letzten Endes kann nur der Fachmann abklären, welche Maßnahmen in der ambulanten Praxis möglich sind und wann vielleicht doch eine Klinik bzw. ein spezialisierter Kollege aufgesucht werden sollte.
aktualisiert am 06.01.2017