Als Glossodynie, auch Burning-mouth-Syndrom oder BMS genannt, bezeichnet man Schmerzen und Brennen der Zungenschleimhäute. Oftmals tritt es nur an bestimmten Stellen wie der Zungenspitze oder dem Zungenrand auf.
Das Zungenbrennen tritt überwiegend in Verbindung mit gut behandelbaren Erkrankungen und Beschwerden auf. Oftmals kann keine eindeutige Ursache festgestellt werden, so dass eine Behandlung anhand der Symptome erfolgt. Bevor der Patient von einer schweren Erkrankung im Zusammenhang mit BMS ausgeht, ist es empfehlenswert, alle näherliegenden Wahrscheinlichkeiten von einem Arzt ausschließen zu lassen.
Vielfältige Ursachen können bei der Entwicklung einer Glossodynie eine Rolle spielen. Im Folgenden sind einige schwerere Erkrankungen aufgeführt, die als Ursache in Erwägung zu ziehen sind.
Die Möller-Hunter-Glossitis, die bei Blutarmut infolge eines Vitamin-B12-Mangels auftritt, ist grundsätzlich eine gut behandelbare Erkrankung. Schwerwiegend wird sie dann, wenn der Vitaminmangel resorptionsbedingt ist, sprich, wenn der Darm aufgrund einer Erkrankung nicht in der Lage ist, Vitamin B12 (Cobalamin) aufzunehmen. Dies ist beispielsweise bei einer Sonderform der Blutarmut, der perniziösen Anämie, der Fall. Die perniziöse Anämie tritt häufig als Folge einer Alkoholabhängigkeit auf. Sie kann aber auch Ausdruck einer Mangelernährung infolge veganer Lebensweise oder allgemein aufgrund einer Fehlernährung oder verminderter Nahrungsaufnahme sein.
Alkoholmissbrauch und Fehlernährung ist ebenso Auslöser eines Vitamin-B6-Mangels, welcher genauso die Ursache des Burning-mouth-Syndroms sein kann. Gerade Alkoholismus kann als schwere Erkrankung, dessen Behandlung besonders problematisch ist, angesehen werden.
Der Mangel an Folsäure und Eisen tritt bei Zöliakie oder Sprue (Gluten-Unverträglichkeit im Kindes-/ im Erwachsenenalter) auf, dessen Begleiterscheinung auch wieder das Zungenbrennen sein kann. Zöliakie gilt bis heute als unheilbar, so dass Patienten auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten müssen.
Bei Neuropathien (Nervenerkrankungen) wie Multipler Sklerose tritt Zungenbrennen infolge einer Schädigung von Hirnnerven auf, welche die gesamte Mundhöhle versorgen. In diesem Zusammenhang mögen die Trigenimusneuralgie oder die Glossopharyngeus-Neuralgie genannt werden.
Autoimmunkrankheiten sind Erkrankungen, bei denen die Immunabwehr körpereigene Zellen angreift.
Ein Symptom von Lupus erythematodes, auf Deutsch Schmetterlingsflechte, sind offene Wunden auf den Mund- oder Nasenschleimhäuten. Unter Umständen können diese Entzündungen zu Zungenbrennen führen. Lupus erythematodes gilt bis heute als unheilbar.
Das Sjögren-Syndrom führt ebenfalls zu einer Entzündung der Schleimhäute und der Speicheldrüsen. Es ist unter anderem durch Trockenheit der Schleimhäute gekennzeichnet. Es handelt sich hierbei um eine gut behandelbare Erkrankung.
Ein Symptom der systemischen Sklerodomie ist ein maskenhaftes Gesicht, eine verkleinerte Mundöffnung, eine Vermehrung der Hautfalten um den Mund (Tabaksbeutelmund), schmale Lippen, verkürzte Zungenbändchen und eine glatte Zungenoberfläche. Als Begleiterscheinung kann ein Burning-mouth-Syndrom auftreten. Die Heilung dieser Erkrankung ist bis heute noch nicht möglich.
Glossodynie bei Amyloidose entsteht wahrscheinlich bedingt durch die bei dieser Erkrankung auftretenden Nervenstörungen (Neuropathien). Diese Erkrankung ist bis heute nicht heilbar.
Auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann ein Burning-Mouth-Syndrom aufgrund des Mangels an Hormonen entstehen. Neben diesem Symptom treten meist weitere Beschwerden wie Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfungen und Depressionen auf. Schwerwiegende Folgen drohen bei einem Myxödem (Wassereinlagerungen unter der Haut von Betroffenen), welches im schlimmsten Fall ein Myxödem-Koma auslösen kann.
Diabetes mellitus Typ 1 und 2 können auch Beschwerden wie das Zungenbrennen infolge von Beschwerden wie Zahnfleischentzündung (Gingivitis), Zahnfleischabszessen oder Mundtrockenheit zur Folge haben.
Einmal mehr muss auch an dieser Stelle wieder der Alkoholmissbrauch angeführt werden, dieses Mal als Ursache eine Leberzirrhose, welche ein Zungen- und Mundbrennen als Symptom haben kann. Auch chronische Virushepatitis führt zur Leberzirrhose.
Eine Allergie kann ebenso Auslöser eines Burning-mouth-Syndroms sein. Bei Verdacht ist neben dem Zahnarzt ein Allergologe aufzusuchen. Allergien sind heutzutage sehr gut behandelbar.
Bei einer Depression entsteht das Missempfinden an der Zunge möglicherweise durch die auftretende Mundtrockenheit. Auch weitere psychische Störungen können für ein Zungenbrennen verantwortlich sein.
Eine klinische Form von Lichen ruber (Knötchenflechte), die Lichen planus mucosae, hat Schmerzen im Bereich der Schleimhaut im Mund, im Genitalbereich sowie der Zunge und des Anus aufgrund der chronischen Entzündung von Haut und Schleimhaut zur Folge. Ebenfalls zu dieser Erkrankung gehört das Symptom der Wickham-Streifung: feine, weiße Streifen auf einem Knötchen (Papel). Die Hauterkrankung ist behandelbar.
Zungenbrennen kann eventuell im Rahmen eines Orofaszialen Schmerzsyndroms (CMD) auftreten, eines weiteren komplexen Krankheitsbildes, das zu verschiedenen Schmerzen im Gesichtsbereich führen kann.
aktualisiert am 28.04.2017