Negative Folgen der Zahnarztangst und des Meideverhaltens zeigen sich in erster Linie beim Betroffenen selbst. Aber auch für den Zahnarzt stellen Angstpatienten nach schreienden Kindern auf dem Behandlungsstuhl den größten Stressfaktor dar. Ungünstige Konsequenzen ergeben sich allgemeiner gesehen auch für die Wirtschaft.
Der Zahnarztphobiker sucht, wenn überhaupt, den Zahnarzt erst dann auf, sofern starke Schmerzen eingetreten sind. Ein betroffener erkrankter Zahn kann dann oftmals nicht mehr gerettet werden.
Eine beginnende Beeinträchtigung des Zahnzustands kann sich in Ruhe vor sich hin entwickeln, wenn Patienten sich über Jahre nicht beim Zahnarzt vorstellen. Wenn nicht eine optimale Pflege und die nötige Konstitution zusammenkommen, gehen die Zähne von diesen Personen immer mehr zugrunde. Kleine Löcher können sich ungestört ausweiten, die Zähne werden brüchig und verfallen.
Der irgendwann meist spät im Verlauf auftretende Schmerz bringt den Betroffenen erst dazu, eine Behandlung zu veranlassen. Wenn dann ein schwer angegriffener, schmerzhafter Zahn gezogen oder im Notdienst nur provisorisch versorgt wird, ist der Patient die Schmerzen erst einmal los. Bei Zahnarztangst sieht der Betroffene auch daraufhin wieder keinen Anlass, erneut zum Zahnarzt zu gehen, um eine notwendige Weiterbehandlung durchführen zu lassen. Zudem werden die Zahnärzte im Notdienst, die akute zahnärztliche Fälle mit Schmerzen behandeln, nicht sonderlich viel Zeit und Einfühlungsvermögen gegenüber Angstpatienten haben.
Der Zustand der Mundhöhle ist bei Leuten mit Zahnarztangst erwiesenermaßen deutlich schlechter als beim Rest der Bevölkerung. Angstpatienten weisen im Durchschnitt acht behandlungsbedürftige Zähne auf. Der Durchschnitt in der Bevölkerung liegt bei zwei behandlungsbedürftigen Zähnen. Bei manchen Betroffenen lässt schon die Mundhygiene zu wünschen übrig, was sich bei ihnen besonders schwerwiegend auswirken kann. Beläge und Bakterien können immer wieder auf die Zähne einwirken und sie schädigen. Eventuelle entzündliche Prozesse werden nicht mehr aufgehalten. Chronische Entzündungen können eintreten wie die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und die Parodontitis (auch bekannt als Parodontose, eine Erkrankung, bei der der Zahnhalteapparat geschädigt wird). Zähne haben somit eine erhöhte Gefahr, auszufallen.
Die Mundhöhle kann von vielen Veränderungen betroffen sein. Menschen, die aus Zahnarztangst nicht zur Behandlung gehen, haben häufig eine Karies, die sich ungestört über lange Zeit entwickeln konnte. Die Zähne von Zahnarztangst-Patienten können nicht nur ausfallen, sondern sich auch verfärben oder abbrechen. Betroffene können Mundgeruch bekommen und schlechte Zähne fallen auch ästhetisch unangenehm auf. Normales Essen ist erschwert, wenn das Gebiss in einem schlechten Zustand ist, Zähne fehlen oder Schmerzen bestehen.
Der Mundraum muss dabei als Teil des gesamten Organismus und nicht als isolierter Bereich angesehen werden. Die Zähne sind keine massiven Gegenstände, sondern haben im Inneren lebendes Gewebe, das natürlich mit dem Rest des Körpers verbunden ist. Bestimmte Bakterien, die bei Erkrankungen in der Mundhöhle vorkommen, werden mit der Entstehung eines Herzinfarkts in Verbindung gebracht. Patienten mit einer chronischen Zahnfleischentzündung (Gingivitis) haben ein dreimal so hohes Risiko wie andere Menschen, einen Schlaganfall zu erleiden. Parodontitis und Diabetes (Zuckerkrankheit) beeinflussen sich gegenseitig. Ist der Diabetes besser eingestellt, dann geht es oft auch dem Zahnfleisch besser, und wenn das Zahnfleisch gesund ist, dann ist häufig auch der Blutzucker besser kontrolliert. Zahnprobleme von werdenden Müttern und Frühgeburtlichkeit hängen möglicherweise ebenfalls zusammen, was jedoch nicht bewiesen ist. Komplikationen wie Eiteransammlungen, Nervenentzündungen oder Knochenentzündungen können sich ergeben. In den schlimmsten Fällen sind sogar akut lebensbedrohliche Zustände nicht auszuschließen. Eine schwerwiegende Entzündung wie z. B. ein Abszess (abgegrenzte Eiteransammlung) kann auf das umliegende Gewebe übergehen und zu einer sogenannten Phlegmone werden. Bei weiterer Ausbreitung kann sich unter anderem eine Sepsis (sogenannte Blutvergiftung) entwickeln. Organe des ganzen Körpers drohen geschädigt zu werden, so dass der Betroffene in Lebensgefahr schweben kann.
Trotz aller Angst führen die aus heftigen Zahnproblemen resultierenden Schmerzen den Patienten zum Arzt. Dem Zahnarzt ist es hier manchmal unmöglich, eine schmerzfreie Behandlung durchzuführen, da die örtliche Betäubung bei massiven Entzündungen nicht mehr ausreicht. Es kann sich ein Teufelskreis entwickeln, denn der Patient, der ohnehin schon ängstlich war, fühlt sich bei den Schmerzen in seinen argen Befürchtungen bestätigt. Auf längere Sicht ändert der Patient sein Vermeidungsverhalten nicht.
Teure und aufwändige Sanierungsmaßnahmen können erforderlich werden wie z. B. eine Wurzelbehandlung oder ein Zahnersatz. Betroffene, die wissen, dass eine so intensive und teure Behandlung notwendig ist, geraten in einen Teufelskreis und haben noch stärkere Hemmungen, zum Zahnarzt zu gehen.
Somit kann sich ergeben, dass der Betroffene immer weniger Zähne in der Mundhöhle besitzt. Und für einen Zahnersatz müsste wiederum der Zahnarzt aufgesucht werden. Schafft der Patient dies nicht, dann ist nicht nur die Kau-Funktion beeinträchtigt, sondern auch das Aussehen, was in unserer Gesellschaft meist das noch schlimmere Problem ist.
Dem Aussehen kommt in der heutigen Zeit eine große Bedeutung zu, vor allem auch durch die allgegenwärtige Präsenz der Medien. Ein gepflegtes und angenehmes Aussehen geht Hand in Hand mit schönen und gesunden Zähnen. Es wird schwierig, einen Partner oder Freunde zu finden, wenn die Zähne in schlechtem Zustand sind, braun verfärbt sind oder fehlen. Menschen, die ihr Gebiss wegen Zahnarztangst nicht in Ordnung bringen lassen, können somit unter dem Verlust an sozialen Kontakten leiden. Bei Freundschaften und insbesondere natürlich in der Partnerschaft wird erwartet, dass das Gegenüber zumindest ein akzeptables Äußeres hat und nicht etwa auch noch Ekel erregt. Mundgeruch, der sich bei schlechten Zähnen häufig entwickelt, lässt ebenfalls in starkem Maße andere Leute von den Betroffenen abwenden.
Der Umgang mit Menschen im Beruf (Geschäftspartnern, Kunden, Vorgesetzten, Mitarbeitern) wird durch schlechte Zähne oder Mundgeruch deutlich erschwert. Betroffene mit langjähriger Zahnarztangst fallen im Job vermehrt aus. Der mögliche wirtschaftliche Nachteil kann auch bei diesen Zusammenhängen nicht ganz vernachlässigt werden.
Dies kann das seelische Wohlbefinden des Betroffenen ganz deutlich beeinträchtigen. Unter anderem kann ein sozialer Rückzug, Gereiztheit und eine Depression die Folge der schlechten Zähne beziehungsweise der massiven Zahnarztangst sein. Das Selbstbewusstsein kann erheblich geschwächt werden. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind häufig auch gleichzeitig Angstpatienten, so dass hier ein weiterer Zusammenhang besteht. Unter anderem deshalb suchen viele ihr vermeintliches Heil in Alkohol oder anderen Genussmitteln. Wegen der Angststörung kann es in manchen Fällen sogar so weit kommen, dass daran gedacht wird, sich das Leben zu nehmen.
Die Angst, die ein Mensch mit Dentalphobie verspürt, wird oft von den Menschen im Umfeld (Familie, Freundeskreis) nicht nachempfunden und sie können sich sogar über den Betroffenen lustig machen. Das führt dazu, dass Betroffene mit niemanden über ihr großes Problem reden können. Hinzu kommt das schlechte Gewissen der Betroffenen selbst, nicht die notwendigen Maßnahmen über sich ergehen zu lassen. Wenn dann noch der Zahnarzt kein gutes Einfühlungsvermögen hat, fühlt sich der Angstpatient völlig alleingelassen. Auch an dem Zahnarzt geht ein Aufeinandertreffen mit einem sehr ängstlichen Patienten nicht spurlos vorüber. Zahnärzte sind meist keine Fachleute für psychologische Zusammenhänge und verhalten sich gegenüber dem Patienten nicht immer so, wie es vorteilhaft und richtig wäre. Das verstärkt nur den Teufelskreis aus Angst und Vermeidung. In der Folge wird der Patient schon kleine Wahrnehmungen wie z. B. den typischen Geruch einer Zahnarztpraxis mit diesen einschneidenden Erlebnissen in Verbindung bringen.
Nicht zuletzt ist der finanzielle Aspekt zu bedenken. Die längere Entwicklung von Krankheiten des Gebisses bei Personen, die viele Jahre lang nicht beim Zahnarzt waren, führt dazu, dass teurere Behandlungsverfahren notwendig werden. Sie müssen Nachteile bei der Kostenübernahme der Krankenversicherung in Kauf nehmen.
aktualisiert am 16.07.2014