Am besten ist es immer, wenn eine Phobie gar nicht erst entsteht. Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, dass ein Patient, auch schon als Kind, gar nicht erst eine Angst gegenüber dem Zahnarztbesuch entwickelt. Eine große Rolle spielt dabei der Zahnarzt selbst. Auf wichtige Einflüsse wie z. B. die elterliche Erziehung oder die Medien kann der Zahnarzt keinen Einfluss nehmen. Aber er kann dennoch viel dafür tun, zu verhindern, dass eine Zahnarztangst entsteht.
Der umsichtige Zahnarzt sollte so weit wie möglich unterbinden, dass Schmerzen für den Patienten entstehen. Eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) ist bei Zahnbehandlungen sehr häufig erforderlich, damit der Patient am Zahn direkt gar nicht erst Schmerzen und unangenehme Sensationen verspürt. Der Zahnarzt sollte bei der Gabe der Spritze behutsam sein und sich besser Zeit lassen, damit nicht zu schnell ein großer Druck im Gewebe aufgebaut wird. Schon um den Einstich der Betäubungsspritze angenehmer zu machen, kann für sehr empfindliche Patienten zuvor ein Betäubungsmittel für die Oberfläche aufgetragen werden. Ehrlichkeit zahlt sich ansonsten immer aus. Lässt sich ein gewisser Schmerz nicht vermeiden, sollte der Zahnarzt dies vorher auch so kundtun.
Eine gute Aufklärung ist für Patienten sehr wichtig. Er fühlt sich beim Zahnarzt gut aufgehoben, wenn dieser ihm jeden Schritt erklärt und Auskunft gibt, was bei der nächsten Sitzung vorgesehen ist. Der Verlauf inklusive dem Beginn und dem Ende der zahnärztlichen Therapie müssen für den Patienten nachzuvollziehen sein.
Der Patient sollte, wie erwähnt, ein gesundes Vertrauen zu seinem Zahnarzt aufbauen können. Der betreffende Zahnarzt könnte z. B. zuerst "testweise" eine kleine erkrankte Stelle im Mund behandeln, so dass der Patient nach und nach an Vertrauen gewinnt. Später kann der Arzt dann größere und kompliziertere Eingriffe im Mundraum angehen. Sehr sinnvoll ist eine erste Vorstellung beim Zahnarzt, um diesen kennenzulernen und erst einmal ausführlich mit den Sorgen, Befürchtungen, Besonderheiten und Wünschen mit ihm zu reden. Hat der Patient auf diese Weise Bekanntschaft mit dem Zahnarzt gemacht, fällt es ihm leichter, sich auf eine konkrete Behandlung einzulassen. Freundliche und sensibel agierende Praxismitarbeiter können weiterhin etwas Stress vom Patienten nehmen. Die Praxiseinrichtung und Gestaltung ist ein weiteres Element, das den Aufenthalt für Patienten angenehm macht und weiteres Vertrauen schaffen kann.
Die Qualität des Behandlungsergebnisses muss ebenfalls für sich sprechen, damit der Betroffene ein gutes Gefühl bei der Sache hat. Eine Füllung, die wieder herausfällt oder eine Stelle, die trotz abgeschlossener Behandlung weiterhin schmerzt, generiert nicht gerade ein besonderes Vertrauen.
Patienten, die nach einem eher widerwilligen Zahnarztbesuch wieder fernbleiben, können durch ein Recall-Programm dazu animiert werden, wieder einen Termin wahrzunehmen. Wenn beharrlich an den Termin erinnert wird, kann das Meiden des Besuchs meist verhindert werden.
Eine behutsame Behandlung von Kindern beim Zahnarzt ist enorm wichtig. Bei den ersten Zusammentreffen des Kindes mit dem Zahnarzt wird der Grundstein gelegt, im weiteren Leben keine Zahnarztangst zu entwickeln.
Es finden sich Zahnarztpraxen, die gezielt auf Kinder eingestellt sind. Einige führen nur Behandlungen von Kindern und Jugendlichen durch und können deshalb optimale Bedingungen schaffen, dass sich die jungen Patienten wohlfühlen.
Zahnarzt und Eltern müssen mit jedem Kind individuell umgehen, denn die Sprösslinge können sehr unterschiedlich ticken. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und seine eigenen Erfahrungen in der Erziehung und der Umwelt.
Kinder sollten schon früh an die Umgebung und Abläufe einer Zahnarztpraxis gewöhnt werden. Sehr nützlich ist es, wenn sie bereits bei einem kleinen Eingriff am Gebiss eines Elternteils beiwohnen - natürlich nur, sofern die Mutter beziehungsweise der Vater selbst ein entspannter und angstfreier Patient ist. So können kleine Kids und eventuell auch schon Babys nebenbei an die Gerätschaften, Geräusche und Gerüche in der Praxis gewöhnt werden, ganz ohne dass sie dies als schlechte Erlebnisse wahrnehmen. Wenn die Eltern problemlos die Zahnbehandlung mitmachen, werden sich die Kinder dieses Verhalten von ihnen abschauen. Es wird gar empfohlen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt das Kind in die Praxis zu führen. In jedem Fall ist das Kind weit genug, wenn schon einige Milchzähne aufgetaucht sind und es gut auf dem Schoß der Mutter oder des Vaters sitzen kann. In der Regel wird dies mit etwa einem Lebensjahr der Fall sein. Manche Kinder kommen aber wesentlich später zum ersten Mal in die Zahnarztpraxis, weil der Besuch zu einem frühen Zeitpunkt versäumt wurde. Diese etwas älteren Kinder sind oft schon so vernünftig, dass ihnen vieles vorher erklärt werden kann.
Das allererste Mal beim Zahnarzt sollte für ein Kind unbedingt ohne eine schmerzbehaftete Maßnahme ablaufen - außer natürlich, wenn ein dringender Notfall vorliegt. Eltern können dafür sorgen, dass dies wirklich nicht notwendig ist und am besten auch in den ersten Jahren nicht gemacht zu werden braucht, indem sie gewissenhaft auf die Zahnpflege achten und das Kind dabei bestmöglich unterstützen.
Bei den ersten Besuchen eines Kindes in der Zahnarztpraxis kann eine kreative, spielerische Einführung eine erfolgreiche Gewöhnung unterstützen. In einem Rollenspiel kann das Kind beispielsweise selbst mit weißem Kittel und Spiegel eine Puppe untersuchen. Zudem können der Puppe spielerisch die Zähne geputzt werden, so dass der kleine Patient in diesem Rahmen Zahnbürste und Zahnseide kennenlernt.
Eine Aufklärung über Zähne, Zahnpflege, Zahnerkrankungen und Zahnbehandlungen sollte gewissenhaft auch schon bei Kindern erfolgen, sobald sie es einigermaßen kapieren können. So lernen sie gleich die Wichtigkeit dieser Maßnahmen kennen. Neben Filmen und Computer-Animationen können Kindern auch schon weitere Dinge präsentiert werden, beispielsweise können Bakterien unter dem Mikroskop gezeigt werden. Manche entscheiden sich dann von alleine, diese Lebewesen nicht im Mund haben zu wollen und deshalb ihre Zähne ausreichend zu reinigen.
Eine Hypnose beim Zahnarztbesuch des Kindes kann gleichermaßen die Angst reduzieren und auch für spätere weitere Behandlungen nützlich sein, bei denen das Kind ebenfalls mehr Vertrauen besitzt. Die Kinder-Hypnose funktioniert auf etwas andere Weise als die Hypnose Erwachsener und sie beinhaltet auch Methoden der Ablenkung.
Die Eltern sollten beim Aufenthalt des Kindes in der Praxis immer mit einbezogen werden. Die kompetente und führende Hand sollte jedoch beim Zahnarzt und Personal liegen. Wie beim Erwachsenen muss der Zahnarzt auch das Kind während der Behandlung ernst nehmen, seine Maßnahmen ankündigen und erklären und Fragen beantworten. Auf spielerische Weise kann der Arzt auf die Vorgänge eingehen.
Ganz wichtig ist es, das Kind nicht zu täuschen. Ein No-Go ist der Satz "das tut überhaupt nicht weh". Oftmals kann sich das Kind schon denken, dass es doch schmerzen wird. Wenn dies schließlich tatsächlich eintritt, schmilzt das Vertrauen in den Arzt beziehungsweise den Elternteil dahin. Unbedingt sollten Eltern es auch vermeiden, sich schützend vor das Kind stellen zu wollen, denn dann können die zahnärztlichen Aktivitäten gleich wie eine Gefahr wirken. Die Eltern sollten eine Vorbildfunktion erfüllen. Etwaige Horrorgeschichten über Zahnarztbesuche haben vor einem Kind nichts zu suchen.
Geschenke und Belohnungen sind ein zweischneidiges Schwert. Eine Versprechung sollte vor der Behandlung eher nicht getätigt werden. Dies kann nämlich den Druck, der auf den Schultern des Kindes liegt, noch einmal deutlich verstärken. Wenn die Behandlung aber tapfer mitgemacht worden ist, ist eine Belohnung (kleine Überraschung, Urkunde) definitiv sinnvoll.
Eine Vollnarkose kann gerade bei kleinen Kindern bisweilen unumgänglich sein. Eine etwaige Angst wird durch eine Vollnarkose nicht geringer.
aktualisiert am 16.07.2014