Die Zahnarztangst lässt sich nur dann beseitigen, wenn der Patient sie auch erkennt und anerkennt und von sich aus den Willen hat, sie loszuwerden. Wer unter einer schweren Angst vor dem Zahnarzt leidet, kann in jedem Falle aktiv werden und etwas dagegen tun. Der erste Schritt ist, sich zu überwinden und einen Zahnarzt zu kontaktieren. Es ist ganz natürlich, dass Menschen, die sich jahrelang vor dem Zahnarztbesuch gedrückt haben, Schwierigkeiten haben, sich zu überwinden. Wer große Scheu hat, kann sich auch bei vielen Stellen anonym am Telefon beraten lassen.
Am besten ist es, gleich einen Zahnarzt herauszusuchen, der sich mit der Behandlung von Angstpatienten auskennt. Der Patient sollte sich erkundigen, ob Verfahren angeboten werden, die Ängste beseitigen können wie z. B. eine Hypnose oder ein eingehendes Gespräch, bevor gleich gebohrt werden muss. Sehr wenige Zahnärzte sind direkt auf Betroffene mit Zahnarztangst spezialisiert und haben in der Hinsicht auch eine psychologische Ausbildung genossen. Ansonsten sollte nach einer möglichen Kollaboration mit einem Psychotherapeuten gefragt werden.
Die Therapie dieser Phobie kann in der Zahnarztpraxis selbst erfolgen, wenn dort mit einem Psychologen zusammengearbeitet wird. Allerdings dürfen für den Patienten und den Zahnarzt der Aufwand und die Kosten nicht zu groß sein im Verhältnis zum Schweregrad der Angst. Teils reicht es aus, dass die Therapie der Zahnarztangst durch den Zahnarzt selbst erfolgt. Primär muss die Zahnbehandlung gut, richtig, problemlos und ohne Ängste und Belastungen für den Patienten durchgeführt werden. Aber auf lange Sicht ist es wichtig, die Zahnarztangst ein für alle Mal zu bezwingen. Vor allem werden dazu Maßnahmen zum Abbau der Angst eingesetzt, die oft mit Medikamenten komplettiert werden.
Zu dem Thema Zahnarztangst gibt es einige unterschiedliche Therapieansätze. Das Ziel der Behandlung ist es, dass der Patient das zahnärztliche Tun anders und entspannter wahrnimmt als bisher. Die Sicht auf die Situation soll geändert werden. Die Erinnerungen und Gefühle an die Zahnbehandlung sollen nicht mehr komplett negativ behaftet sein, sondern mit entspannten Momenten in Verbindung gebracht werden. Das gilt nicht nur für den Patienten, sondern auch für den Zahnarzt, der als gelassen und wohlgesinnt, aber auch als kompetent wahrgenommen werden soll. Der Zahnarzt sollte sich durch eigene Offenheit gegenüber dem Patienten auszeichnen und umgekehrt auch dem Patienten zuhören, welche Anliegen und Probleme dieser hat. Das gilt auch für das weitere Personal in der Zahnarztpraxis. Alle Praxisangehörigen sollten positiv, offen und aufgeschlossen gegenüber dem Patienten sein. Die Praxis sollte außerdem angenehm auf den Patienten wirken, sie sollte offen und hell sein.
Ansonsten muss der Zahnmediziner auf die individuellen Anliegen und Vorstellungen des Patienten eingehen. Manche möchten über jeden einzelnen Schritt aufgeklärt werden - andere wollen nichts davon hören. Sehr hilfreich kann es sein, ein Unterbrechungszeichen für den Patienten einzuführen, bei dem der Zahnarzt sofort aufhört zu behandeln. Manchen Patienten hilft es, selbst ein wenig in die Behandlung involviert zu sein und z. B. den Sauger mit den eigenen Händen zu halten. Für die spätere Behandlung sollten auch scheinbar banale Dinge geklärt werden, die für den Patienten von Bedeutung sind wie etwa die bequeme Einstellung des Stuhls, auf dem der Patient sich befindet. Ein Termin am Nachmittag ist im Allgemeinen besser als am Vormittag, weil die Schmerzempfindlichkeit nachmittags geringer ist. Andererseits kann es sehr ängstliche Patienten noch zusätzlich nervös machen, wenn sie den halben Tag die Behandlung erwarten müssen. Die Terminfrage sollte der Patient selbst entscheiden.
Kleine Dinge können zur entspannten Atmosphäre beitragen. Die helle Lampe, unter der sich manche wie bei einem Verhör fühlen, kann mit Hilfe einer Sonnenbrille abgeblockt werden. Eine entsprechend dunkle Brille hilft Patienten auch dabei, die Augen bei der Behandlung schließen zu können und entspannen zu können. In einigen Fällen können Düfte dafür sorgen, dass sich der Patient wohler fühlt. Für diese und andere Mittel gilt, alles was den Patienten entspannt und den Zahnarzt nicht behindert, ist prinzipiell nützlich. Auch beruhigende Tees vor dem Termin können helfen wie z. B. welche mit Baldrian oder Lavendel, hier sollte aber vorher mit dem Zahnarzt eine Absprache erfolgen, da sie sich auf die Behandlung und die Betäubung auswirken könnten.
Bevor gleich eine Behandlung vorgenommen wird, sollte der Zahnarzt besser erst ausführlich mit dem Patienten sprechen. Oft wird dafür ein Extra-Termin anberaumt. Es kann sinnvoll sein, diese Besprechung nicht auf dem als unangenehm empfundenen Behandlungsstuhl vorzunehmen, sondern in einem anderen Raum. Vielleicht lässt der Arzt seinen Kittel (der eventuell vom Patienten als bedrohlich empfunden wird) bei dem Gespräch ebenfalls im Schrank hängen.
Der Arzt sollte sich zum einen eingehend mit den Gründen und Auswirkungen der Zahnarztangst beim Patienten befassen. Er sollte zum anderen aus zahnmedizinischer Sicht umfassend erklären, was gemacht werden muss und wie das Vorgehen zeitlich geplant ist. Er sollte dem Patienten schon einmal über die möglichen Methoden informieren, die gegen die Angst zur Anwendung kommen können. In dem Gespräch bekommt der Betroffene ein Vertrauen in den Zahnarzt, was bei einer zu plötzlichen Behandlung vielleicht nicht der Fall wäre.
Jetzt kann vielfach schon eine Untersuchung der Zähne erfolgen. Wenn auch nicht immer schon das Gebiss direkt untersucht wird, so kann als erstes meist eine Röntgenaufnahme stressfrei durchgeführt werden. Der Zahnarzt muss sich auch bei der Untersuchung die nötige Zeit nehmen, die Befunde mit dem Patienten zu besprechen und noch einmal zu konkretisieren, welche Behandlungsschritte vorgenommen werden müssen. Geklärt werden kann hier auch, ob eventuell Maßnahmen unter Sedierung (Ruhigstellung) oder unter Narkose durchgeführt werden müssen.
Mit dem richtigen Verhalten und Einfühlungsvermögen des Zahnarztes nehmen die meisten Angstpatienten das Vorabgespräch und die Untersuchung sehr gefasst auf. Der Zahnarzt muss zum einen den Betroffenen motivieren, zum anderen aber auch nicht überfordern. Die gute Kommunikation auf einer gesunden Basis kann das Gefühl des Patienten erheblich verbessern, so dass er sich viel mehr auf eine Behandlung einlässt. Er muss sich sicher fühlen können und davon ausgehen können, dass er die Kontrolle über die Situation nicht verliert. Überheblichkeit hat keinen Platz im Verhalten des Zahnarztes. Er sollte den Patienten auch nicht von oben herab belehren wollen, sondern sich empathisch zeigen. Zahnärzte sollten sich unbedingt genügend Zeit nehmen und Gelassenheit ausstrahlen. Ein möglichst schnelles Durchschleusen der Patienten mit bloßer Durchführung der zahnmedizinischen Maßnahmen hilft beiden Seiten nicht weiter.
Bei der Behandlung der Zähne muss die gute Kommunikation aufrecht erhalten werden. Der Zahnarzt muss sich klar und verständlich ausdrücken und der Patient muss sich bemerkbar machen können - eventuell durch vorher ausgemachte Handzeichen oder Ähnliches.
Die Behandlung der Ängstlichkeit beim Zahnarzt geschieht im Wesentlichen anhand zweier Ansätze, und zwar einem schmerzmindernden Verfahren und einem angstlösenden Verfahren. Wenn sie richtig angewendet und miteinander kombiniert werden, können sie die unangenehme Komponente des Besuches beim Zahnarzt erfolgreich reduzieren. Die entsprechenden Medikamente unterstützen die Zahnbehandlung. Am besten sind die Erfolgsaussichten, wenn angstlösende Ansätze ausgeführt werden, die mit der Gabe von Medikamenten komplettiert werden. Zu den Medikamenten wird übrigens auch die örtliche Betäubung gezählt. In der Fachsprache heißt sie Lokalanästhesie. Unter dessen Einfluss lässt sich in aller Regel eine Behandlung ohne Schmerzen vornehmen.
Übersicht über die Therapieformen bei Zahnarztangst:
Medikamente | Ohne Medikamente |
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Medikamente | Ohne Medikamente |
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Die Audioanalgesie ist eine unterstützende Maßnahme beim Zahnarzt. Der Patient hört während der zahnärztlichen Tätigkeit Musik und verspürt allein deshalb weniger Schmerzen. Gleichermaßen lassen sich Ängste mittels Musikhören abbauen. Allerdings ist die Wirkung von Musik bei jedem Menschen unterschiedlich. Es gibt keine allgemeingültige Aussage darüber, ob Musik grundsätzlich hilft. Ob die Musik die Ängstlichkeit reduziert, ist zwischen den Patienten unterschiedlich. Patienten, die die gewünschte Musik hören, berichten von weniger unangenehmen Gefühlen und sind körperlich weniger angespannt als ohne Beschallung.
Bei Patienten mit Zahnbehandlungsangst verschlechtert sich das subjektive Empfinden im Allgemeinen, wenn die Sitzung beim Zahnarzt ohne Musik erfolgt. Bei Patienten, die mit Musik behandelt werden, bleibt das Empfinden stabil. Es ist nicht bekannt, auf welche Weise die vorteilhaften Auswirkungen von Musik zustande kommen. Am meisten wird eine Wirkung über eine Ablenkung und Entspannung angenommen oder dass sie eine Hypnose unterstützt. Möglicherweise handelt es sich bei den Auswirkungen des Musikhörens beim Zahnarzt um einen Placebo-Effekt. Ein Placebo-Effekt ist die Verbesserung, die bei einer Behandlung eintritt, obwohl wissenschaftlich keine Wirksamkeit bewiesen ist.
Selbstverständlich kann Musik keinen Ersatz für eine örtliche Betäubung bieten, sondern wird unterstützend angewendet. Dafür kann sie mit nur sehr wenig Aufwand und Kosten organisiert werden und ist eine völlig ungefährliche Methode. Insgesamt ist Musik als eine Therapieoption zu werten, die zumindest ohne Nachteile eingesetzt werden kann und kleine, aber nicht unbedingt bahnbrechende Erfolge erreicht.
Musik ist sehr vielseitig und daher kann die Auswahl nach verschiedenen Kriterien geschehen. Zum einen kann eine entspannende Hintergrundmusik, zum anderen die persönliche Lieblingsmusik ausgesucht werden. Auch können Geräuschkulissen zum Relaxen wie z. B. ein Rauschen des Meeres oder eines Wasserfalls auf die Ohren gegeben werden. Wird die Musik über Lautsprecher in abgedämpfter Lautstärke in die ganze Praxis gebracht, dann sollten keine stressigen oder hektischen Songs gewählt werden. Beim Hören der Musik über den Kopfhörer ist es von Vorteil, wenn schallabschließende Ohrhörer verwendet werden, so dass etwaige Bohrgeräusche abgeschwächt und übertönt werden. Die Musik bietet Halt und Orientierung.
Hinsichtlich der Musik gibt es allerdings nicht immer nur positive Stimmen. Ein kleiner Teil der Patienten empfindet die Musik als störend und fühlt sich in der Kommunikation mit dem Behandler beeinträchtigt.
Die Hypnose ist eine sehr interessante Therapieform, die immer öfter bei Zahnärzten eingesetzt wird. Hypnose bedeutet, dass der Patient in einen Trance-Zustand versetzt wird. Der Patient wird dadurch absolut tiefenentspannt. Kann die Hypnose bei einem Patienten angewendet werden, dann gilt sie als eine sehr wirksame Therapie.
Jeder Mensch ist unterschiedlich einfach zu hypnotisieren. Etwa zehn Prozent der Menschen gelten als besonders leicht zu hypnotisieren. Bei etwa fünf Prozent ist eine Hypnose nicht anwendbar, das gilt beispielsweise oft auch für taube oder blinde Personen. Problematisch kann außerdem sein, dass Patienten manchmal auch Angst vor einer Hypnose haben, da sie hier einen noch stärkeren Kontrollverlust befürchten.
Dabei ist Hypnose nicht, wie früher angenommen, ein Schlafzustand mit völlig ausgeschaltetem Bewusstsein. Es ist eher so, dass der Hypnotisierte bei Bewusstsein ist, aber die Wahrnehmungen abgeschwächt und verändert sind. Der Hypnosezustand ist vergleichbar mit dem Gefühl, nach dem Aufstehen noch nicht ganz "da" zu sein oder in Tagträumen die Umgebung nicht mehr genau zu registrieren. Dies wird auch bei einer Angst ausgenutzt, so dass der Patient mental in eine Urlaubswelt oder angenehmere Umstände eintaucht und wenig von Bohren und Co. mitbekommt. Das Auflösen der Hypnose ist wie das plötzliche Aufwachen aus diesem Traum, im Anschluss ist der Patient wieder klar. Damit unter anderem die umgebenden Geräusche noch weiter in den Hintergrund geraten, ist es sinnvoll, den Patienten zu einer Hypnose mit Entspannungsmusik in Trance zu bringen. Normalerweise wird bei einer Dentalphobie eine sogenannte indirekte Hypnose vorgenommen. Sie erfolgt im Zuge eines Gesprächs zwischen dem Zahnarzt und dem Patienten und führt zu einer Bewusstseinsveränderung.
Die Tiefe der Hypnose wird in drei Stadien eingeteilt. Im Stadium 1 ist die Atmung tief und langsam, der Puls wird ruhiger, die Arme und Beine werden schwer und der Hypnotisierte fühlt sich schläfrig. Im Stadium 2 befindet sich der Patient schon gedanklich entrückt beziehungsweise in einer Fantasiewelt und er nimmt kaum noch wahr, was um ihn herum geschieht. Das Stadium 3 der Hypnose hat Ähnlichkeiten mit dem Schlaf und der Patient erinnert sich später nicht oder nur lückenhaft an das Geschehene. Eine Schmerzunempfindlichkeit kann in diesem Stadium hinzukommen. Schmerz wird bei der Hypnose in Druck-, Wärme- oder Kälte- oder Berührungsempfinden verändert. Selbstverständlich erfolgt zusätzlich zur Hypnose eine örtliche Betäubung.
Ein Problem bei der Hypnose kann sich aus dem Hierarchie-Verhältnis zwischen Arzt und Patient ergeben. Viele Patienten empfinden Angst vor dem Zahnarzt, weil sie sich diesem ausgeliefert fühlen. Eine Hypnose kann in ungünstigen Fällen dieses Gefühl verstärken, vor allem wenn der Patient seinem Behandler nicht richtig vertraut. Im Vorfeld kann möglicherweise eine Konstellation aus einem dominanten Hypnotiseur und dem willenlosen Patienten empfunden werden. Patienten befürchten einen Kontrollverlust, wie er etwa bei der bekannten Showhypnose aus dem Fernsehen vermutet wird. Unbegründet sind die Sorgen, aus einer Hypnose nicht mehr herauszukommen. Falls der Hypnotiseur aus irgendeinem Grund die Hypnose nicht wieder aufhebt, dann geht sie in einen normalen Schlaf über, von dem der Patient schließlich aufwacht.
Auch bei Kindern kann für eine Zahnbehandlung eine Hypnose eingesetzt werden. Bei Kindern besteht noch der Vorteil, dass sie eine große Vorstellungskraft besitzen und gerne Fantasiegeschichten hören. So wird ihnen während der Behandlung eine Geschichte erzählt, die sie in eine andere Vorstellungswelt entführt - fernab von der Realität in der Zahnarztpraxis. Dies ist allerdings nur dann erfolgreich, wenn das Kind ein gewisses Vertrauen in den Zahnarzt hat hat, sich auf das Gedankenspiel einlässt und Eltern und Zahnarzt dabei mithelfen. Ebenfalls können die Verwendung von Puppen, kleine Scherze und Neckereien oder auch kleine Zauberkunststücke dabei helfen, die Kinder von der Zahnarztbehandlung abzulenken. Nachteilig bei einer Kinder-Hypnose ist, dass die kleinen Patienten eine geringe Aufmerksamkeitsspanne haben.
Obwohl Hypnose in der Zahnarztpraxis nachweislich nützlich sein kann, werden die Kosten nicht von der (gesetzlichen) Krankenversicherung getragen. Dennoch sollten sich Patienten dahingehend bei der Versicherung erkundigen.
Aus der Hypnose haben sich andere Entspannungsverfahren entwickelt, die teils ebenfalls zur Angstbekämpfung beim Zahnarzt und anderswo angewendet werden. Zu den Methoden gehören autogenes Training sowie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Über eine Entspannung der Muskulatur soll eine Verminderung der inneren Anspannung und Angst erreicht werden. Die Techniken kann der Patient auch selbst erlernen und vor der Zahnbehandlung oder anderen Stresssituationen anwenden. Auch beruhigende Atemtechniken können vom Patienten gelernt und ausgeübt werden. Ein weiteres Spezialverfahren ist die angewandte Entspannung (nach Öst).
Bereits beim Warten auf die Behandlung soll sich der Patient entspannen. Entspannte Patienten lassen sich zudem aus der Sicht des Zahnarztes einfacher behandeln als nervöse.
Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist ein Verfahren aus der Schmerztherapie ohne Medikamente. Bei der TENS wird über Elektroden ein Reizstrom aufgebracht. Der Reizstrom ist nicht schmerzhaft und zielt darauf ab, die Schmerzleitung zum Gehirn zu unterbinden. Dass die TENS wirkt, lässt sich jedoch nicht eindeutig nachweisen. Einen gleichwertigen Ersatz für die örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) bietet die TENS bei weitem nicht. Es handelt sich eher um einen Vorgang, der vom Schmerz ablenkt oder als ein Placebo wirkt (Behandlung, die eine Wirkung hat, die sich wissenschaftlich nicht erklären lässt).
Die Akupunktur stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Akupunktur verringert das Schmerzempfinden und kann deshalb ebenfalls während einer Zahnbehandlung zum Einsatz kommen. Die Akupunktur ist allerdings auch keine vollwertige Alternative zur örtlichen Betäubung, unter anderem weil die Wirkung der Akupunktur langsam eintritt. Hingegen lässt sich das Verfahren gut gegen die Zahnarztangst selbst einsetzen. Die Nadeln werden bei ängstlichen Patienten an bestimmte Punkte des Ohres gesetzt, was eine verminderte Stressempfindung zum Ziel hat. Bei einer Akupunktur sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Die beste Möglichkeit, eine tiefsitzende und lange bestehende Phobie wie die Zahnarztangst zu behandeln, bietet die Psychotherapie. Wenn die Zahnarztangst durch einen Psychologen in Angriff genommen wird, kann sie auf lange Sicht zum Verschwinden gebracht werden. Eine Verhaltenstherapie soll den Betroffenen neue Möglichkeiten der Bewältigung von solchen Ereignissen aufzeigen und alte Fehler und Probleme abbauen. Patienten sollen Situationen locker auf sich nehmen können, die zuvor stark mit Angst in Verbindung standen.
Allein wenn sich der Patient zur Behandlung in die Zahnarztpraxis begibt, kann dies als eine Art der Konfrontationstherapie gewertet werden. Die Konfrontationstherapie besteht im Wesentlichen darin, dass sich der Betroffene der angstauslösenden Situation aussetzt. Vor der Konfrontation sollte unbedingt geklärt werden, wovor der Patient genau Angst hat (z. B. vor dem Arzt selbst, vor dem Ausgeliefert-Sein, vor den Schmerzen oder vor einem bestimmten Instrument). Hier gilt im besonderen Maße, dass das Praxisteam Bescheid wissen muss, dass ein Angstpatient kommt.
In hartnäckigen Fällen von Zahnarztangst kann es sogar vorteilhaft sein, dass der Psychotherapeut während der Zahnbehandlung anwesend ist. Der Patient fühlt sich oft im Beisein des Therapeuten sicherer als nur beim Zahnarzt. Im Verlauf der Zahnarztbehandlungen sollte der Patient aber immer öfter ohne das Beisein des Therapeuten auskommen.
Die systematische Desensibilisierung ist ein oft genutztes Verfahren gegen die Phobie, das mühsam, aber sehr oft erfolgreich ist. Der Betroffene lernt, mit der angstauslösenden Situation immer besser klarzukommen und seine Ängste zu kontrollieren. Die systematische Desensibilisierung gelingt auf verschiedene Weise, entweder kann sich der Betroffene die Situation vorstellen (in sensu) oder sie sich z. B. als Video anschauen oder sich gleich in die Situation begeben (in vivo), also zum Zahnarzt gehen. Der Reiz wird dabei schrittweise immer mehr gesteigert. So kann der Patient erst mit einem schwach angsterzeugenden Reiz wie z. B. der Vorstellung des Empfangsbereiches der Praxis, dann mit immer höheren Reizen und schließlich mit sehr starken Reizen wie dem Geräusch des Bohrers oder dem Treffen mit dem Zahnarzt selbst konfrontiert werden. Schließlich kann der Patient zum Zahnarzt gehen, ohne dass eine wesentliche Ängstlichkeit besteht.
Es gibt einige weitere Möglichkeiten der Verhaltenstherapie. Dazu gehören die selbstgesteuerte Desensibilisierung (nach Gatchel), das Stressimpfungstraining (nach Meichenbaum) und das Angstmanagement. NLP (Neurolinguistisches Programmieren) ist ebenfalls eine Methode, die bisweilen vorgenommen wird. Der Patient lernt, seine Gedanken und sein Verhalten zu steuern und somit der Angst entgegenzuwirken. NLP wird allerdings von vielen Wissenschaftlern und Therapeuten eher kritisch gesehen, da eine Wirksamkeit nicht belegt ist.
Eine etablierte Psychotherapie wird im Regelfall von der Krankenversicherung übernommen, wenn die Dentalphobie als Erkrankung festgestellt wurde. Zahnärzte selbst können psychotherapeutische Leistungen nicht abrechnen (es sei denn, sie gehören zu den wenigen Zahnärzten, die über eine doppelte Qualifikation verfügen).
Das wohl wichtigste Medikament ist das örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum), das sinnvollerweise bei vielen Maßnahmen am Zahn gegeben wird. Die Verabreichung erfolgt bekanntermaßen über eine Spritze. Die Injektion geschieht an unterschiedlichen Stellen, je nachdem, an welchem Teil des Gebisses die Behandlung erfolgt. Nach kurzer Zeit ist der betreffende Bereich betäubt, Schmerzen oder andere unangenehme Empfindungen sind dort dann ausgeschaltet. Nach etwa zwei Stunden lässt die Betäubung wieder nach. Nicht nur für den Patienten, sondern auch aus der Betrachtung des Zahnarztes ist die Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) sehr vorteilhaft. Er kann behandeln, ohne zu befürchten, dass sich der Patient vor Schmerzen plötzlich bewegt.
Um die Schmerzen beim Einstich gering zu halten, können sehr dünne Injektionsnadeln verwendet werden. Eine Sonderform der örtlichen Betäubung ist die intraligamentäre Anästhesie. Hier wird jeweils nur ein Zahn betäubt, was mehrere Vorteile hat. So benötigt der Zahnarzt für die intraligamentäre Anästhesie nur eine geringe Menge Betäubungsmittel und das Taubheitsgefühl an der Lippe fällt weg, welches für einige Patienten unangenehm ist. Auch hier können dünne Hohlnadeln genutzt werden.
Bei The Wand® handelt es sich um ein modernes Injektionssystem, das elektronisch gesteuert wird. Der Name lässt sich in etwa mit "Zauberstab" übersetzen. The Wand® lässt sich für verschiedene Formen der örtlichen Betäubung anwenden. Das Betäubungsmittel wird mit geringem Druck eingespritzt, so dass das Gewebe nicht so schnell prall gefüllt wird und sich kein besonderer Schmerz aufbaut.
Beruhigungsmittel können natürlich nützlich sein, um eine Behandlung besser zu ertragen. Der Fachbegriff für die gezielte Gabe potenter Beruhigungsmittel lautet Sedierung. Bei der Sedierung werden Vorgänge im Gehirn gedämpft, das Bewusstsein ist aber noch da. Eine Kombination aus der Gabe von Beruhigungs- und Schmerzmedikament wird Analgosedierung genannt und ist manchmal bei Angstpatienten sinnvoll. Patienten sollten sich jedoch bewusst sein, dass die Beruhigungsmittel die Angst nicht an der Wurzel packen, sondern nur überdecken.
Werden vom Zahnarzt Medikamente verabreicht, dann sind immer auch die möglichen unerwünschten Wirkungen zu beachten.
Die Vollnarkose lässt eine medizinische Behandlung zu, ohne dass der Patient irgendetwas davon merkt. In der Zahnmedizin scheint sie auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich zu sein, doch bietet sie manchmal die einzige Möglichkeit, problemlos eine Behandlung vornehmen zu können.
Der große Nachteil der Vollnarkose ist allerdings, dass die Angst des Patienten keineswegs bekämpft wird. Der Patient nimmt von der Behandlung nichts wahr und kann deshalb auch keine positiven Erfahrungen bei einer Zahnbehandlung machen. Sobald ein sehr ängstlicher Patient einmal eine Narkose beim Zahnarzt hatte, wird er sie immer wieder in Anspruch nehmen wollen. Außerdem ist zu erwähnen, dass nicht alle Zahnärzte eine Therapie unter Vollnarkose anbieten. Für die Vollnarkose ist auch ein Narkosearzt notwendig, der während der Zeit dabei ist. Der Behandlungsraum muss ebenfalls dafür ausgestattet sein, eine Vollnarkose durchführen zu können.
aktualisiert am 16.07.2014