Betroffene schieben den notwendigen Gang zum Zahnarzt lange hinaus und vereinbaren erst dann einen Termin, wenn Karies oder Parodontitis längst kräftig „zugeschlagen“ haben. Die Behandlung fällt langwieriger und schmerzhafter aus als ein halbjährlicher Kontrollgang mit einer Zahnreinigung oder allenfalls einer winzigen Füllung. Die Kosten für die umfassenden Behandlungen steigen in die Höhe. Und oft ist ein irreparabler Schaden entstanden, der Lebensqualität und Aussehen massiv beeinträchtigt. Doch was tun, wenn einen schon beim Platz nehmen im Behandlungsstuhl das große Zittern überkommt? Hier gibt es ein paar Tipps, wie Angstpatienten mit der Zahnarztangst besser umgehen können.
Tipp 1: Den richtigen Zahnarzt wählen
Viele Zahnärzte kennen das Problem und haben bereits eine Zusatzausbildung in diesem Bereich absolviert. Etwa 1200 Zahnmediziner in Deutschland arbeiten sogar mit Hypnose, andere mit Videobrillen. Doch manchmal helfen schon Geduld und Verständnis und einige einfach ausführbare Vereinbarungen zwischen Arzt und Patient. Zahnärzte, die über viel Einfühlungsvermögen oder gar eine Spezialausbildung in diesem Bereich verfügen, findet man durch Umfragen im Bekanntenkreis oder im Internet. Sorgen und Nöte sollten Patienten bereits beim ersten Termin ansprechen, der in diesen Fällen lediglich dem Kennenlernen gilt. Nur dort, wo man sich „gut aufgehoben“ fühlt, sollte man auch Folgetermine vereinbaren.
Tipp 2: Je früher desto besser
Bei Dentalphobie empfiehlt sich die Politik der kleinen Schritte. Dabei sollten Betroffene keinesfalls warten, bis sie etwa eine Zahnwurzelentzündung, eine Parodontitis oder schwere Karies zum Handeln zwingen. Wer regelmäßig und bewusst auch dann zum Zahnarzt seiner Wahl geht, wenn kein akutes Problem anliegt, kann alte „Angstmuster“ gezielt durchbrechen. Der Gang in die Praxis wird zur Routine, notwendige Behandlungen fallen weniger unangenehm aus.
Tipp 3: Vereinbaren Sie Handzeichen
Gleich beim ersten Vorgespräch sollten Patient und Zahnarzt Signale oder Handzeichen vereinbaren, wenn während der Behandlung eine kleine Pause nötig wird. Wer längere Zeit im Behandlungsstuhl still sitzen muss und dabei den Mund aufhalten muss, verkrampft. Mit Angstpatienten erfahrene Zahnärzte spüren dies und fragen von sich aus nach, ob sie kurz unterbrechen sollen. Angenehm und hilfreich ist es, wenn der Behandler dem Patienten während der Behandlung jeden Schritt erklärt. Das wirkt auf viele Menschen mit Dentalphobie beruhigend und nimmt ihnen das Gefühl des hilflosen Ausgeliefertseins. Dazwischen kann der mp3-Player mit der mitgebrachten Lieblingsmusik für Entspannung und Ablenkung sorgen.
Tipp 4: Lassen Sie sich von einem Freund begleiten
Nehmen Sie einen Freund, ein Familienmitglied oder Ihren Partner mit. Suchen Sie jemanden, der keine Angst vor Zahnärzten hat und bei dem Sie sich wohl fühlen.
Tipp 5: Betäubungssprays
Häufig werden schon die Spritzen als sehr unangenehm empfunden. Betäubungssprays reduzieren den Einstichschmerz, er wird dann nur noch als starker Druck empfunden.
Tipp 6: Entspannungstechniken erlernen
Eine Zahnarztphobie, die sich sogar in körperlichem Unbehagen äußert, kann häufig durch Yoga oder vergleichbare Entspannungstechniken beherrschbar gemacht werden. Das setzt allerdings auf Seiten des Patienten einige Zeit und Disziplin voraus, und er sollte fachkundige Anleitung in Anspruch nehmen.
Tipp 7: Vollnarkose als letztes Mittel
Ist aufgrund einer akuten Zahnerkrankung schnelles Eingreifen notwendig und keine Zeit mehr für verhaltenstherapeutische Maßnahmen, sollten Patienten vorab mit dem Zahnarzt besprechen, welche Schmerzbehandlung in Frage kommt: Zuweilen ist eine Vollnarkose bei größeren Sanierungsmaßnahmen das letzte oder auch das beste Mittel der Wahl.
Tipp 8: Verhaltenstherapie gegen die Angst
Weil so viele Patienten unter der Zahnbehandlungsphobie leiden, finanzieren sogar die Krankenkassen gezielte Therapien dagegen. Denn Vollnarkosen sind teuer und nicht ohne Risiko. Wer seine Zahnarztangst nicht überwinden kann, sollte eine solche Verhaltenstherapie in Erwägung ziehen. Dabei werden Entspannungstechniken vermittelt und Ursachenforschung betrieben.
Im Anschluss wird das Bewältigen angsterzeugender Situationen ganz gezielt trainiert.
Für eine derartige Behandlung sind durchaus mehrere Wochen und bis zu 30 Sitzungen erforderlich. Doch die Mühe lohnt sich.
aktualisiert am 21.07.2014